Corina Wagner

::

Sopranistin und Autorin


Das Heute, das jetzt Machbare zählt ...

Artikel, die ich bei derFreitag - das Meinungsmedium

zum Thema Musik veröffentlichte:


 

Festkonzert des Ulmer Spatzen Chors

Wagners Randnotiz Großartiges Jubiläumskonzert der Ulmer Spatzen

Erst kürzlich feierte der Ulmer Spatzen Chor sein 60-jähriges Jubiläum mit einem Festwochenende.

Im Gründungsjahr 1958 sangen einst 40-45 Kinder im Ulmer Spatzen Chor. Aus dem damaligen Chor ist im Laufe der Zeit eine große Chorgemeinschaft geworden. Heute, im Juni 2018, singen unter der musikalischen Leitung des Dirigenten Hans de Gilde ca. 240 Kinder und Jugendliche im Alter von 6- 18 Jahren. Inzwischen gibt es ca. 1000 ehemalige Ulmer Spatzen. Eine bemerkenswerte Entwicklung, da die Verantwortlichen des Kinder-und Jugendchors Ulmer Spatzen keine Nachwuchssorgen haben. Hans de Gilde wirkt seit 1998 in Ulm. Die Ulmer Spatzen sind in mehrere Chöre unterteilt. Im Moment gibt es zwei Vorchorgruppen, den Kinder – und auch Jugendchor sowie den Kammerchor Les Passerelles. Im Kammerchor singen Spatzen mit, die schon ein bisschen älter als 18 Jahre alt sind. Dort beträgt das Höchstalter 21 Jahre. Barbara Comes leitet den Vorchor und den Kammerchor. Die Ulmer Spatzen gehören zu den besten Chören Deutschlands und nehmen regelmäßig an Wettbewerben teil. Im Mai 2018 gewannen sie den 1. Preis beim Bundes-Chorwettbewerb (Kategorie D2) in Freiburg, den sie punktgleich mit dem Jugendchor Magdeburg teilen.

htps://www.youtube.com/watch?v=Pi2odVg3wO4

Die Ulmer Spatzen überzeugen seit vielen Jahren Wettbewerbsjurys, aber auch das Publikum in Konzerten auf der ganzen Welt durch ihr breitgefächertes Repertoire, so z.B. in Japan, Russland, Südafrika, Israel, USA, China. Dieses Jahr reisen sie nach Tallinn in Estland. Der Ulmer Spatzen Chor ist deshalb Botschafter und Aushängeschild der Stadt Ulm.

Musikalisches Highlight war nun das Festkonzert am 23. Juni 2018 im vollbesetzten Congress Centrum Ulm (CCU). Bei diesem Ereignis sah man viele bekannte Gesichter, so begrüßte Dr. Tobias Mehlich, Vorstandsvorsitzender des Ulmer Spatzen Chors, u.a. Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch und Kulturbürgermeisterin Iris Mann. OB Czisch sprach die Grußworte.

Fakt ist, dass es ein großartiges Konzert war.

Kein Wunder, dass es gegen Ende niemanden mehr auf den Stühlen im CCU hielt und es frenetischen Beifall gab. Nicht nur der Ulmer Spatzen Chor zeigte an diesem Abend sein großes Können. So reisten zum diesjährigen Jubiläum der Philharmonische Kinderchor Dresden, der Mädchenchor Luzern und der Mädchenchor am Kölner Dom an. Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums komponierte der belgische Komponist Kurt Bikkembergs die Auftragsarbeit „Preise die kühlende Liebe der Luft“ nach den Texten der bekannten Lyrikerin Rose Ausländer. Jene zeitgenössischen Kompositionen wurden während des Festkonzerts uraufgeführt und waren ein absoluter Ohrenschmaus. Die Vertonung der fünf lyrischen Texte, aber auch die chorische Umsetzung ist vorzüglich gelungen. Komponist Bikkembergs war zum Festkonzert angereist und saß zur Uraufführung seines Werks im Publikum. Aus dem Programmheft entnommen, die 4. Lyrische Textpassage von Rose Ausländer aus Preise die kühlende Liebe der Luft:

4. Gemeinsam

Vergesset nicht

Freunde

wir reisen gemeinsam

besteigen Berge

pflücken Himbeeren

lassen uns tragen

von den vier Winden

.

Vergesset nicht

es ist unsere

gemeinsame Welt

die ungeteilte

ach die geteilte

.

die uns aufblühen lässt

die uns vernichtet

diese zerrissene

ungeteilte Erde

auf der wir

gemeinsam reisen

Die Konzertbesucher erlebten im CCU anspruchsvolle Chormusik, aber auch leichtere, zugängliche Werke. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass es zwischendurch Bravorufe gab, wenn die Chöre mit ihren einstudierten Werken glänzten. Sehr berührend war auch die musikalische Darbietung, quasi ein vom Dirigenten de Gilde „angekündigter Flashmob“. Ehemalige Ulmer Spatzen, die im ganzen CCU verteilt saßen, standen auf und sangen das Irische Segenslied Möge die Straße.

Zur Info:

Folgendes ist für all jene Menschen gedacht, die nicht in den Genuss kamen dieses beeindruckende Konzert zu hören und wissen möchten, welche Werke von den Chören gesungen wurden:

Vorchor Ulmer Spatzen

Ein schöner Tag aus: Apfelkompott von Andreas Schmittberger, Magnificat aus Taizé

Banaha – Sisi, Sisi, Dolada Trad. Aus dem Kongo

Kinderchor Ulmer Spatzen

Uraufführung: 1. Der Garten aus: Preise die kühlende Liebe der Luft – Text von Rose Ausländer und Vertonung von Komponist Kurt Bikkembergs, The Moon von Andy Beck, Akekho ofana no Jesu Trad. aus Südafrika/Arr. Bobbi Fischer

Kinder- und Jugendchor Ulmer Spatzen

Uraufführung: 3. Vielleicht aus: Preise die kühlende Liebe der Luft – Text von Rose Ausländer und Vertonung von Komponist Kurt Bikkembergs

Jugendchor Ulmer Spatzen

Zigeunerleben von Robert Schuhmann, Uraufführung: 2. Auch so etwas und 5. Noch bis Du da aus: Preise die kühlende Liebe der Luft - Text von Rose Ausländer und Vertonung von Komponist Kurt Bikkembergs, Don’t cry out loud von Peter Allen, Tundra von Ola Gjeilo, Tonight aus: West Side Story von Leonard Bernstein Arr. Nicholas Hare

Musikalische Leitung der Chöre: Hans de Gilde, Klavier: Barbara Comes

Combo - Ulrich Kuhn: Kontrabass, Peter Gruber: Schlagzeug, Klavier: Barbara Comes

Mädchenchor Luzern

Der Bräutigam – Am WildbachUnd gehst du über den KirchhofFragen aus: 12 Lieder und Romanzen ( op. 44 ) von Johannes Brahms, Kyrie von Albert Jenny (Hoforganist in Luzern), O salutaris Hostia (ein deutsches Salve Regina) von Chrysostomos Dahinden, Sanctus und Agnus Dei von Albert Jenny, Drei Gesänge (op. 81) - AbendliedBallspiel - Sommerlied von Samuel Jadassohn, Du fragsch mi, wer i bi, Bruder Klaus (Gebet Heiliger Nikolaus von Flüe), Luegid vo Bärg und Tal– Trad. aus der Schweiz

Leitung: Eberhard Rex, Klavier: Bibiana Lange

Philharmonischer Kinderchor Dresden

Veni Domine (op.39) von Felix Mendelssohn Bartholdy, Höre, Gott aus: Glaubenswege von Rainer Lischka, Gloria Patri von Romualds Jermaks, O come, let us sing (op. 87 Nr. 4) von Egil Hovland, Viel schöner Blümelein von Johann Hermann Schein, Measure Me, Sky von James Mulholland

Leitung: Gunter Berger, Klavier: Iris Geißler

Mädchenchor am Kölner Dom

Jubilate Deo von Colin Mawby, Herr, dessen Weisheit ewig ist von Adalbert Gyrowetz, Unser Herz ist unruhig von Arnold Mendelssohn, Laudi alla Vergine Maria von Guiseppe Verdi, Peace upon you Yerusalem von Avo Pärt, Søk Herren von Knut Nystedt

Leitung: Oliver Sperling, Klavier: Elena Szuczies

Gastchöre und Jugendchor Ulmer Spatzen

Uraufführung 4. Gemeinsam aus: Preise die kühlende Liebe der Luft – Text von Rose Ausländer, Vertonung von Komponist Kurt Bikkembergs

Gastchöre und Kinder- und Jugendchor Ulmer Spatzen

Hymn to Freedom von Oscar Peterson

Gastchöre und Vor-, Kinder- und Jugendchor Ulmer Spatzen

We are the World von Michael Jackson und Lionel Richie, Satz: Roger Emerson

Klangbeispiele Gastchöre

Philharmonischer Kinderchor Dresden

https://www.youtube.com/watch?v=IJ0OlXJm5to

Mädchenchor am Kölner Dom

https://www.youtube.com/watch?v=Gyq1lpE3E2c&list=PL4n8bmaQ1DA8IPpldeDYzC1qJJvwJY-Nn

Prima Zitat von Dirigent Gunter Berger, Leiter Philharmonischer Kinderchor Dresden, während des Konzerts in Ulm am 23. Juni 2018: "Singen ist Seelenarbeit!"
 

© Corina Wagner, 25. Juni 2018

https://www.freitag.de/autoren/corina-wagner/festkonzert-des-ulmer-spatzen-chors

 


Ausnahmetalent Christina Lux

Wagners Randnotiz
 
Es gibt sie immer wieder: Schätze, musikalische Schätze, die man entdecken kann. Meist irgendwo in der Provinz, so wie am Wochenende z.B. in der idyllischen Altstadt von Blaubeuren im Kleinkunst-Cafe 'Zum fröhlichen Nix', aber auch in Großstädten, wenn sie auf Kleinkunst-Tour unterwegs sind. Ausnahmetalente, die vermutlich nicht jeder kennt, da sie nicht im Dauermodus in den Medien wie Funk und Fernsehen präsent sind. Dabei würde ich mir persönlich wünschen, wenn ich mehr Künstler wie die Singer-Songwriter-Songpoetry, Musikerin, Sängerin, Gitarristin und Komponistin Christina Lux im Fernsehen hören und sehen könnte. Tiefgründige Texte, die Seele und Geist ansprechen, sucht man manchmal vergeblich. Lux ist Autodidaktin, die ihre großartigen Talente auf der Bühne vereint und auslebt und dadurch mit ihrer Performance und Musik Menschen beseelt. Sie gehört zu der Kategorie: Vollblutmusiker.

Lux berührt das Publikum mit tiefgründigen Texten, wenn es lauscht und sie singt, aber auch spricht. Sie zeigt Gesicht gegen Ungerechtigkeiten dieser Welt und Rechtspopulismus, sagt, was sie denkt und dies ist auch gut so, um Zeichen zu setzen, um sich von anderen abzugrenzen, die zu allem ja und amen sagen, damit es nicht unbequem wird. „Glaubst Du, Du bist noch Christ, obwohl Du denkst wie’n Rassist“, solche nachdenklichen Worte findet man z.B. auch in ihren Liedtexten.

Sie kann aus ihrer über Jahre hinweg entstandenen Symbiose aus eigenen Kompostionen und Texten, Stimme und Gitarrenspiel Emotionen vermitteln, die ich in dieser Form noch nicht bei einem Liveauftritt erlebt habe. Sie strahlt eine Aura aus, die sofort begeistert, verzaubert und in den Bann zieht. Vielleicht schwimmt sie mit ihren Gedanken und Äußerungen auch genau auf meiner Wellenlänge, dies mag sein. Christina Lux gab am 28. Oktober 2017 in Blaubeuren im Kleinkunst-Cafe 'Zum fröhlichen Nix' ein Konzert. Sie kam nicht allein, denn sie war mit ihren drei besten Freundinnen, den „zwei Blondinen und einer Brünetten", ihren Gitarren aus Köln angereist, die sie bemerkenswert, super gut auf der Bühne im Griff hat.

https://www.youtube.com/watch?v=IA7mDprjQSY

Alle ihre Songs begeisterten mich, die sie während des Konzerts sang, so u.a. „Satt lieben“, „Moment“, „love is my religion“. Ihre neue CD Leise Bilder erscheint voraussichtlich im März 2018. Klangprobe: https://bandzoogle.com/tracks/161716/2363361455/1306926.html

Ganz stark war auch ihr in englischer Sprache verfasstes Lied zur aktuellen Mee-too-Debatte, dass sie während des Konzerts spontan improvisierte, performte und sie nach dem Song sagte, dass dies nun einmalig an diesem Abend war.

Lux kann man in keine musikalische Schublade stecken und dies macht ihr künstlerisches Schaffen auch so einzigartig und interessant. Sie wirkt wie eine süchtig machende, authentische Wundertüte, wenn man sie öffnet, entdeckt man die Vielseitigkeit ihrer Songs. Es ist ein Mix aus Pop, Folk, Funk, Soul, Jazzelementen und weltlicher Musik. Ihre Stimme bietet eine Bandbreite von warmen, satten Tönen voller Leidenschaft, aber dann auch wieder zarte Töne, die Verletzlichkeit ausdrücken. Ihre Songs singt sie in englischer, aber auch vorzüglich in ihrer Muttersprache, denn die gebürtige Deutsche stammt aus Karlsruhe. Sie erzählt mit ihren Songs tiefgründige Geschichten. Ihre Gitarren hat sie stets im meisterhaften Griff, sie ist eins mit ihnen, wenn sie spielt, herrlich groovt und swingt. Wenn man sich mit ihrer Biografie beschäftigt, dann findet man bekannte Namen aus der Musikszene mit denen sie schon zusammengearbeitet hat, so tauchen dort Künstler wie Edo Zanki, Pe Werner, Laith al Deen, Purple Schulz, Fury In The Slaughterhouse, Jon Lord (Deep Purple), Chris Jones, Mick Karn auf. Lux tourte z.B. auch mit Paul Young, Tuck & Patti, Long John Baldry, Status Quo und auch Henrik Freischlader.

Lux hat einen neuen Fan, eine Sopranistin und Autorin, die wie sie 1965 geboren.

Quellen, Infos:

https://www.christinalux.de/biografie

http://zumnix.de/

© Corina Wagner, 29. Oktober 2017

https://www.freitag.de/autoren/corina-wagner/ausnahmetalent-christina-lux

 

 


Schubertiade - Meisterkurs Thomas Hampson

Wagners Randnotiz

Schubertiade - Faszination Meisterkurs

Vom 13.07 – 16.07.2016 findet der Meisterkurs mit Thomas Hampson und Wolfram Rieger in Hohenems statt. So konnte ich dem Programmheft der Schubertiade entnehmen, dass ich jedes Jahr erhalte. Es wird während des Meisterkurses im Markus-Sittikus-Saal mit den MeisterschülerInnen gearbeitet. Am 16. Juli findet dann dort auch das Abschlusskonzert statt. Während des Meisterkurses erhält das Publikum die Möglichkeit zuzuhören. Deshalb kaufte ich mir zwei Karten, um am ersten Tag den MeisterschülerInnen vormittags (Parterre links, Reihe 6, Platz 6), aber auch nachmittags (Parterre links, Reihe 4, Platz 8) zu lauschen. Die Sitzplätze waren super, konnte alles genau beobachten. Hampson fernab eines Konzerts so zu erleben, ist für mich als Fan seiner Stimme wunderbar. Dieses Jahr war ich das erste Mal in Hohenems, um jungen Talenten zuzuhören, wenn diese mit Hampson und Rieger arbeiten. In den vergangenen Jahren saß ich entweder im Angelika-Kaufmann-Saal oder im Kleinen Dorfsaal in Schwarzenberg. So hörte ich schon berühmten Sängern wie z.B. dem inzwischen verstorbenen Dietrich Fischer-Dieskau, Thomas Quasthoff und voriges Jahr Peter Schreier zu, wenn sie mit den MeisterschülerInnen übten. Es macht mir große Freude dabei zu sein, wenn renommierte Sänger an den Nachwuchs Tipps weitergeben.

Seit dem Jahr 2005 veranstaltet die Schubertiade zusätzlich zu den Terminen in Schwarzenberg auch wieder Konzerte in ihrem Ursprungsort Hohenems. Dort befinden sich das Franz- Schubert-Museum und das Schubertiade Museum, aber auch das Legge Museum. Der britische Schallplattenproduzent und Gründer des Philharmonia Orchestra Walter Legge war der erste, aber auch bedeutendste Schallplattenproduzent im Bereich der klassischen Musik. Legge war mit der Sopranistin Elisabeth Schwarzkopf verheiratet, die zu den großen Sängerinnen des 20. Jahrhunderts gezählt wird. Die Schubertiade GmbH ist im Besitz des musikhistorisch wichtigsten Teils des Nachlasses des Paares. Deshalb gibt es auch für Elisabeth Schwarzkopf ein Museum. Dies nur am Rande erwähnt, für diejenigen, die noch nicht in Hohenems waren. Die Akustik im Kammermusiksaal ist ausgezeichnet, so konnte ich gestern feststellen. Der umgestaltete Saal, der ehemaligen Turn-und Mehrzweckhalle, die unter Denkmalschutz steht, bietet für 300 Personen Platz. Vom Cellisten und Dirigenten Heinrich Schiff wurde sie als „Traumadresse für Kammermusik“ bezeichnet, dies kann ich nun nachvollziehen. Aufgrund seiner tollen Akustik werden dort verständlicherweise auch CD-Aufnahmen durchgeführt. Ich sang leider noch nie dort, aber während der Mittagspause teste ich zum Trost die Akustik in der St. Karl Kirche und wurde von wildfremden Menschen gebeten noch ein Lied zu singen, aber ich verneinte höflich. Man fragte mich, ob ich am Meisterkurs teilnehme und verneinte auch dies. ;-)

Für junge SängerInnen muss es ein musikalisches Erlebnis sein im Markus-Sittikus-Saal zu üben und konzertant singen zu können. Es gehört schon Mut dazu mit Meisterkursleitern öffentlich zu üben, denn man weiß zuvor nicht, was passieren könnte. Barfuß zu singen, ist da noch die harmloseste Variante, so finde ich. Aus Sicht einer Sängerin war ich sehr begeistert wie Thomas Hampson mit den TeilnehmerInnen arbeitet. Humor kam dabei keineswegs zu kurz, so gab es auch viel Gelächter, aber auch sehr viel Professionalität beim erarbeiten der Werke. Man bemerkt sofort, dass Pianist Wolfram Rieger und Hampson ein eingespieltes Team sind, wenn sie während des Meisterkurses agieren und mit den SchülerInnen kommunizieren, ihnen Tipps geben, um noch besser zu werden. Ein junger Sänger hat mich durch Hampsons absolut interessante Arbeitsweise besonders in den musikalischen Bann gezogen. Er ließ ihn z.B. immer wieder aufs Neue mit den Füßen nacheinander aufstampfen. :-) Jenem spanischen Tenor Manuel Gómez Ruiz entlockte Hampson während des Übens dann Töne - das war für mich persönlich der musikalische Wahnsinn! Zuvor hörte ich eine schöne Stimme, aber an jenem Vormittag klang sie eher unscheinbar, dann plötzlich gegen Ende der Übungen für meine Ohren spektakulär. Gänsehaut pur. Wenn Ruiz die Impulse, die Hampson ihm gab, auch in Zukunft auf der Theaterbühne umsetzen kann, dann wird aus ihm ein berühmter Tenor. Er sang gestern während des Meisterkurses „Wer hat dies Liedlein erdacht?“(Des Knaben Wunderhorn) von G. Mahler. Klangbeispiel seiner Stimme:

https://www.youtube.com/watch?v=Du9TErzkiTc

Ruiz war gestern mein persönlicher Favorit von allen TeilnehmerInnen.

Am Meisterkurs nehmen teil: Josipa Bainac (Sopran), David Hausknecht (Klavier), Martina Gmeinder (Mezzosopran), Manuel Gómez Ruiz (Tenor), Ignacio Clemente Estupiñán (Klavier), Marion Grange (Sopran), Jóhann Kristinsson (Barition), Jesús Campo Ibáñez (Klavier), Daniel Pannermayr (Bass), Bernhard Jan (Klavier), Raoul Steffani (Bariton), Daan Boertien (Klavier), Julia Katherine Walsh (Sopran), Clarin Isai Merk (Klavier), Niki Liogka (Klavier), Yiqui Zhou (Klavier).

Ich wünsche allen MeisterschülerInnen für die musikalische Zukunft viel Erfolg!

Corina Wagner

Biografien von Thomas Hampson und Wolfram Rieger

Quelle: www.schubertiade.at

Thomas Hampson

Bariton

Biographie

Der US-amerikanische Bariton Thomas Hampson geniesst eine einzigartige internationale Karriere als Opern-, Konzert-, und Liedsänger und engagiert sich zudem seit langem in Forschung, Ausbildung, Musikvermittlung und -technologie. Er ist weltweit mit renommierten Sängern, Pianisten, Dirigenten und Orchestern in allen wichtigen Konzert- und Opernhäusern aufgetreten.

Mit der 2003 gegründeten »Hampsong Foundation« setzt er sich durch die Liedkunst für interkulturellen Dialog und Verständigung ein. Er zählt zu den führenden Interpreten des deutschen romantischen Liedes und wurde durch sein gefeiertes, in Kooperation mit der Library of Congress entstandenes Liedprojekt »Song of America« als »Botschafter des amerikanischen Liedes« bekannt. Meisterkurse gibt er sowohl im Fernstudienprogramm der Manhattan School of Music als auch während des Heidelberger Frühlings im Rahmen der Lied Akademie, dessen Gründer und Künstlerischer Leiter er ist.

Der in Spokane (Washington, USA) aufgewachsene Sänger wurde für seine Arbeit mit zahlreichen Preisen und Ehrungen bedacht. Aus seiner über 150 Alben umfassenden Diskografie erhielten mehrere Einspielungen den Grammy Award, Edison Award und Grand Prix du Disque. 2009 wurde er zum ersten »Artist in Residence« des New York Philharmonic Orchestra ernannt und der Atlantic Council in Washington zeichnete ihn mit dem »Distinguished Artistic Leadership Award« aus. 2010 wurde er mit dem »Living Legend Award« der Library of Congress geehrt, für die er als Sonderberater für Musikstudium und Aufführungspraxis in Amerika arbeitet. Die Manhattan School of Music, das New England Conservatory, das Withworth College und das San Francisco Conservatory verliehen ihm die Ehrendoktorwürde; außerdem ist er Ehrenmitglied der Royal Academy of Music in London und wurde 2013 zum Honorarprofessor an der Fakultät für Philosophie der Universität Heidelberg ernannt.

Thomas Hampson ist Kammersänger der Wiener Staatsoper, trägt den französischen Titel »Commandeur des Arts et des Lettres«, erhielt das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und 2011 zum vierten Mal innerhalb von 20 Jahren den »ECHO Klassik« als »Sänger des Jahres«. Unlängst wurde er vom Metropolitan Opera Guild mit dem »Met Mastersinger« ausgezeichnet, vom britischen Gramophone-Magazin in die »Hall of Fame« aufgenommen und zum Mitglied der Amerikanischen Akademie der Künste und Wissenschaften ernannt.

Debüt bei der Schubertiade: 1986

Biographie

Wolfram Rieger stammt aus Waldsassen/Bayern und erhielt seinen ersten Klavierunterricht im Elternhaus sowie bei Konrad Pfeiffer in Regensburg. Sein Studium bei Erik Werba und Helmut Deutsch an der Hochschule für Musik in München, das von zunehmender Begeisterung für das Lied geprägt war, beendete er mit Auszeichnung. Meisterkurse bei Elisabeth Schwarzkopf, Hans Hotter und Dietrich Fischer-Dieskau gaben ihm weitere wichtige Impulse. Noch während des Studiums wurde der Pianist von der Münchner Musikhochschule als Gesangsbegleiter engagiert; wenige Jahre später leitete er am gleichen Haus seine eigene Liedklasse.

Wolfram Riegers rege Konzerttätigkeit hat ihn in bedeutende Musikzentren und zu renommierten Festivals in fast alle Teile der Welt geführt. Er war und ist teils langjähriger Klavierpartner von Sängerpersönlichkeiten wie Brigitte Fassbaender, Juliane Banse, Barbara Bonney, Michelle Breedt, Annette Dasch, Thomas Hampson, Anja Harteros, Olaf Bär, Dietrich Fischer-Dieskau, Matthias Goerne, Luca Pisaroni, Christoph Prégardien, Thomas Quasthoff, Peter Schreier und Michael Schade sowie Kammermusikpartner der Quartette Cherubini, Petersen und Vogler. Viele seiner CD-Aufnahmen bei verschiedenen Labels wurden mit wichtigen Preisen ausgezeichnet.

Neben seinen Auftritten spielt die pädagogische Arbeit eine große Rolle in Wolfram Riegers Terminkalender. So gibt er regelmäßig Interpretationskurse in Europa und Asien und hat seit 1998 eine Professur für Liedgestaltung an der Berliner Hochschule für Musik »Hanns Eisler« inne. Er ist Träger der Ehrenmedaille der Franz-Schubert-Gesellschaft von Barcelona.

Debüt bei der Schubertiade: 1990

https://www.freitag.de/autoren/corina-wagner/schubertiade-meisterkurs-thomas-hampson-2

 


Neuer Kammerchor Heidenheim

Wagners Randnotiz

Benefizkonzert für Namibia Support Ulm e.V.

„Stimmen, die verzaubern!“ – mit diesem Slogan kann man gut werben, denken viele.

Mogelpackung für einen Schulchor oder musikalischer Ohrenschmaus? Diese Frage kann gestellt werden, wenn man die Sängerinnen und Sänger des Neuen Kammerchors vom Heidenheimer Schiller-Gymnasium noch nie gehört hat. Am Freitagabend, den 08.07.2016, fand in der Kirche St. Georg in Ulm ein Benefizkonzert für Namibia Support Ulm e. V. statt.

Heute kann ich absolut positiv über meine musikalischen Eindrücke berichten, dass es in der Provinz einen Schatz gibt, den man wahrlich nicht vermutet. An jedem Gymnasium gibt es einen Schulchor, auch motivierte SchülerInnen. Manchmal hapert es mehr oder weniger am Talent der SchülerInnen oder am pädagogischen Stil, dem Vermitteln von Chorliteratur. Manchmal auch nur an der Stimmbildung. Letzteres gelingt bravourös am Heidenheimer Schiller-Gymnasium. Davon konnte ich mich überzeugen. Ca. 60 junge Menschen im Alter von 13- 20 Jahren sangen in der Kirche St. Georg geradezu himmlisch. Sie eroberten mit ihrem Chorleiter Thomas Kammel, Musikpädagoge am Schiller-Gymnasium, die Herzen der ZuhörerInnen. Kammel ist in Ulm kein Unbekannter. Seit 2014 ist er künstlerischer Leiter des Oratorienchors Ulm. Jeden Samstagvormittag kommen die SchülerInnen 3-4 Stunden lang freiwillig zur Probe. Irgendetwas Magisches muss Kammel haben, vermutlich seine Art wie er mit den jungen Menschen umgeht und mit ihnen musiziert, da dieser Schulchor, den er übrigens gründete, ca. 40 Auftritte im Jahr absolviert. Dazu gehören auch Wettbewerbe, die sie meist mit Goldmedaillen gewinnen. Seit der Saison 2014/2015 sind sie Patenchor des SWR Vokalensembles Stuttgart. Zusätzlich kommt dies alles noch zum ganz normalen Schulalltag hinzu, auch Reisen ins Ausland. Der Chor war erst kürzlich in Brasilien. Klangbeispiel: https://www.youtube.com/watch?v=VtHQ4hn84YQ

Das Repertoire ist sehr anspruchsvoll. Motetten von Reger, aber auch Renaissance-Kompositionen aus dem 16. Jahrhundert beherrschen sie vorzüglich, so z.B. auch Werke des jungen Norwegers Ola Gjeilo.

Ein brillanter Klangteppich von geschulten jungen Stimmen, die auf höchstem Niveau Chorgesang boten, durchströmte Seele und Geist, so würde ich antworten, hätte man mich interviewt. Wow. Ich bekam mehrmals Gänsehaut während des Benefizkonzerts.

Super schön gelang ihnen auch das Werk Stars von Erics Esenvals. Dafür kamen mit Wasser gefüllte Gläser zum Einsatz. Klangbeispiel: https://www.youtube.com/watch?v=wyQQSNRmTws

Bravo! Ein eindeutiges Bravo kam mir gegen Ende des Benefizkonzerts für Namibia Support e.V. in der St. Georg Kirche über die Lippen.

© Corina Wagner, 9. Juli 2016

Infos

Neuer Kammerchor Heidenheim

http://www.neuerkammerchor.com/


Support Ulm e.V.

Support Ulm e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Medizin in der 3. Welt zu unterstützen. Der Verein wurde vor 11 Jahren auf Initiative von Prof. Dr. Heinz Maier und von Ulmer Bürgern gegründet. https://www.support-ulm.de/

https://www.freitag.de/autoren/corina-wagner/neuer-kammerchor-heidenheim

 


Magnificat & Sobre Las Cuatro Estaciones

Wagners Randnotiz

Ulmer Erstaufführung - Geistliche Tangomusik aus Argentinien von Komponist Martín Palmeri

Ulmer Erstaufführung Magnificat & Sobre Las Cuatro Estaciones

Bravo! Gratulation! Dem Oratorienchor Ulm unter der Leitung von Thomas Kammel ist am 24.04.2016 in der Pauluskirche in Ulm ein musikalisches Highlight gelungen, das für viele KonzertbesucherInnen unvergesslich bleiben wird. Kammel studierte mit dem Chor zeitgenössische Musik des argentinischen Komponisten Martín Palmeri ein. Jene geistliche Tangomusik aus Argentinien, die Palmerie schrieb, geht wunderbar ins Ohr und hat Suchtpotenzial. Super auch, dass Palmeri die Einladung des Oratorienchors zur Ulmer Erstaufführung von Magnificat & Sobre las Cuatro Estaciones annahm, um während des Konzerts nicht etwa in der ersten Reihe zu sitzen oder den Oratorienchor Ulm zu dirigieren, sondern den Klavierpart übernahm. Er ist nicht nur ein genialer Komponist, sondern ein vorzüglich Musiker. Er gehört zu jenen Komponisten, die zeitgenössische Musik für Chöre singbar machen, auch schwierigere Partien. Ich behaupte nun einfach, da Palmeri selbst Gesang und auch das Fach Chorleitung studierte, dass er ganz genau weiß, was man einem Chor zumuten kann. Wer sich mit seiner Biografie beschäftigt, liest heraus, was er inzwischen geschaffen hat. Das Ensemble „musica viva Stuttgart“ zog das Publikum in den musikalischen Bann, gerade auch im Zusammenspiel mit dem brillanten Virtuosen am Bandoneon, dem Italiener Mario Stefano Pietrodarchi, der mich mit seiner herausragenden Musikalität sehr beeindruckte. Für viele KonzertbesucherInnen war er auch ein optischer Hingucker, da er die gelebte, gefühlte Musik auch mit seiner Körpersprache zeigte. Sobre Las Cuatro Estaciones für Solo-Bandoneon, Piano und Streichorchester, dieses Werk hätte ich in Endlosschleife hören können und dies lag nicht nur an der Komposition, sondern auch an den Musikern. Es ist absolut nachzuvollziehen, warum bekannte SängerInnen aus dem Klassik-Bereich wie z.B. Angela Gheorghiu, Anna Netrebko, Andrea Bocelli oder Erwin Schrott mit Pietrodarchi musizieren. Deshalb ist es vermutlich auch nicht verwunderlich, dass die Sopranistin Katarzyna Jagiello und der Mezzosopran Kinga Dobay mit großer Freude die geistliche Tangomusik von Palmeri sangen. Ein hörbarer Genuss, denn beide Sopranstimmen harmonierten prima und weder ein schriller Sopran noch irgendein fieses Tremolo ertönte in der Pauluskirche. Der Oratorienchor Ulm hat mit diesem Abend mal wieder bewiesen, dass Chorgesang eine große musikalische Bereicherung ist. Ein dickes Lob an Chorleiter Thomas Kammel, der die Ulmer Erstaufführung von Magnificat & Sobre la Cuatro Estaciones dirigierte.

Corina Wagner, 25.04. 2016

Infos:

Martín Palmeri https://de.wikipedia.org/wiki/Mart%C3%ADn_Palmeri

Klangbeispiel Magnificat/ Stuttgarter Oratorienchor e.V. https://www.youtube.com/watch?v=W6ownjeQySA

Klangbeispiel: Mario Stefano Pietrodarchi https://www.youtube.com/watch?v=uMN8fxAr6TQ

www.oratorienchor-ulm.com

 

 

 




3. Ulmer Friedenskonzert

Wagners Randnotiz

Das 3. Ulmer Friedenskonzert macht Lust auf mehr...

Am 13. September fand in Ulm unter freiem Himmel das 3. Ulmer Friedenskonzert auf der Insel im unteren Ausee in der Ulmer Friedrichsau statt. Dieses kommerzfreie Konzert für den Frieden organisierten wie in den Jahren zuvor Ayhan Coskun, der damit bewiesen hat, dass man den Frieden spüren, fühlen und hören kann.

Fakt ist, dass Menschen friedlich leben wollen und können, gäbe es da nicht immer wieder aufs Neue…

Musik verbindet, baut Barrieren ab.  Solche Veranstaltungen sollte es eigentlich in Endlosschleife geben…

Auf der Facebook-Seite „3. Ulmer Friedenskonzert“ (https://www.facebook.com/events/1630043737210113/)

 konnte man folgendes lesen:

Wie Klingt der Frieden -

Wenn die Macht der Liebe
über die Liebe zur Macht siegt,
wird die Welt Frieden finden.
Jimi Hendrix

 

Was erwartete nun die ZuhörerInnen? Diese Frage stellen sich vermutlich diejenigen, die nicht an diesem wunderbaren Friedenskonzert teilhaben konnten.

Ziel von Ahyan war es Menschen zusammenzuführen, die den Nachmittag gemeinsam friedlich verbringen und dies kostenlos. Menschen sollten sich während des Friedenskonzerts ungezwungen begegnen, verweilen solange es ihnen gefällt, sich austauschen und eine gute Zeit miteinander verbringen. „Die Musik soll Brücken bauen und verbinden“, so stand es in der Einladung. Es fand auch kein Verkauf statt. Die BesucherInnen wurden eingeladen, ihr eigenes Picknick mitzubringen. Diejenigen die Hunger und Durst hatten, aber ohne Verpflegung kamen und blieben, konnten sich an einem Stand mit Essen und Getränken stärken. Dafür gilt auch ein Dank an die fleißigen Hände, die den Stand betreuten.

Während des 3. Ulmer Friedenskonzerts sollte der Frieden in musikalischer Form auf die Bühne transportiert werden. Improvisationen standen im Mittelpunkt der sechsstündigen Veranstaltung. Jedes Stück das man hörte, wurde zuvor von den Musikern nicht gemeinsam geprobt. Hier war „aufmerksames aufeinander Hören“, Inspiration, Spüren der zu erwartenden Klänge gefragt.

Die VeranstaltungsbesucherInnen erfreuten sich an improvisierter Musik unter dem Tagesmotto „wie klingt der Frieden“ und zollten dies mit großem Applaus.

Wie klingt der Frieden?

Wie klang wohl der Frieden in der Friedrichsau? Die Veranstaltung begann gegen 12 Uhr und sollte ursprünglich gegen 18 Uhr enden. Zugaben verlängerte das Ende. Ich war ab 15 Uhr anwesend. Ich kann ja nur beschreiben, was ich gehört habe und dies klang? :-)

?

Es klang nach coolen MusikerInnen, nach viel Lebensfreude, Herzenswärme, viel Talent, super schönen Improvisationen und Lust auf mehr…

…auf mehr Klänge für den Frieden! Ich freu‘ mich bereits heute auf das Friedenskonzert 2016.

Es war eine absolut gelungene Veranstaltung an der folgende MusikerInnen teilgenommen haben:

Yasi Hofer (Gitarre), Anna Tielesch (Querflöte), Godfrey Aletor (Percussion, Gitarre, Gesang), Guenter Buhles (Saxophon), Sam Sam (Percussion, Gesang), Philipp Zey (Posaune), Rachid Benachour(Gesang, Gitarre, Mandole, Perkussion), Jürgen Böckeler (Saxophone), Johannes Honnef (Drums), Sebastian Jooß (Bass), Klaus Feldhoff (Percussion), Ayhan Coskun (Gitarre, Gesang), Andreas Hagmann (Drums) und Corina Wagner (Gesang).

Es hat unglaublich viel Spaß gemacht mit den MusikerInnen auf der Bühne zu stehen. Die jüngste Musikerin, die 22-jährige Yasi Hofer hatte ich zum Beispiel bislang zuvor noch nie gehört. Ihre Gitarrensolis zogen mich in ihren Bann. Wow! Klangbeispiel:(https://www.youtube.com/watch?v=-IfzzC0B_u4)

Ich weiß überhaupt nicht, wo ich wieder mit dem „wow“ aufhören soll, wenn ich an die Musiker denke, die gestern musizierten. Wow!  Da kam nicht nur super gute Musik bei mir an, sondern auch Herzenswärme. Verschiedene Musikstile hörte man. Klänge aus der Türkei, Asien, Brasilien, bis zum afrikanischen Kontinent und noch weiter, aber auch aus Europa.

Der Älteste unter den Musikern war vermutlich Komponist und Saxophonist Günter Buhles, der mich mit seinem Saxophon begleitete. Klangbeispiel für sein Können: https://www.youtube.com/watch?v=EvvMRHcijQk

Ich sang aus der West Side Story das Lied Somewhere, das aber nicht mehr genau so klang wie im Original, da Günter und ich Änderungen vornahmen. Ich schrieb auch dazu einen Friedenstext. ;-) Alles  basierte auf gemeinsamen Improvisationen, die noch ein bisschen an Somewhere erinnerten.
Es klang meiner Ansicht nach Frieden…

Davon gibt es leider keine Aufnahme, aber dafür gibt es ein Erinnerungsfoto mit Giovanna Forte, Günter Buhles und mir:

 Bildquelle: Y.Forte

Ich sang die Lieder "Summertime" und "Papier is doch waiß" A Cappella.

Gegen Ende der Veranstaltung hatte ich noch Gelegenheit Besamé Mucho zu singen. Das fand ich sehr cool,  denn da begleiteten mich alle MusikerInnen und jeder spielte super schöne Improvisationen. Wow!

Wie klang der Frieden gestern in der Friedrichsau?

Für manche VeranstaltungsbesucherInnen: O-Ton: „Megageil!“, aber auch „fantastisch schön“

Und für mich? wow! :-)

Musikalische, friedliche Grüße

© Corina Wagner


https://www.freitag.de/autoren/corina-wagner/3-ulmer-friedenskonzert

 


Musical "Lilli Langohr und die Schwörglocke"

Wagners Randnotiz

Uraufführung Musical "Lilli Langohr und die Schwörglocke" im Großen Haus des Ulmer Theaters

 

LILLI LANGOHR UND DIE SCHWÖRGLOCKE

Heute fand die Premiere des Musicals „Lilli Langohr und die Schwörglocke“ im Großen Haus des Ulmer Theaters statt. Die Vorstellung war ausverkauft. 815 Zuschauer finden im Großen Haus Platz. Ein schwieriges Publikum musste beeindruckt werden, denn ganz viele Kinder saßen in der Vorstellung. Die Premiere von „ Llli Langohr und die Schwörglocke“ war ohne zu übertreiben toll. Basti ist ein musikalisches Meisterwerk gelungen. Er hat mit seiner Musik bis zum Schluss Spannung erzeugt und von ganz klein bis uralt -  alle Musical-BesucherInnen in seinen musikalischen Bann gezogen. Selten habe ich so ruhige, aufmerksame Kinder in einer Aufführung erlebt. Die Umsetzung von Sprache, Musik und künstlerische Umsetzung der DarstellerInnen ist absolut gelungen. Bravo! Ja, da konnte keiner am Ende der Aufführung ruhig sein. Da wurde das gesamte Team bejubelt.

Komponist Basti Bund (28) ist in Ulm kein Unbekannter. Er schreibt für Kinder Kompostionen, aber auch für Erwachsene. Mit seiner Musik werden Kinder mit Orchestermusik vertraut gemacht, die anspruchsvoll ist. Im Internet findet man  Hörproben. (http://www.bastibund.com/verlag/werke-hoerproben/)

So z.B. aus der Kinderoper „Flirr, die kleine Elfe“, der Kammeroper „Jelenas Traum“, die Szenische Kantate „Die Wurzelkinder“, aber auch das Musical „Lilli Langohr, das 2013 mit allen ausverkauften Vorstellungen sogar zum größten Erfolg in der 50-jährigen Geschichte der Musikschule Ulm wurde. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass ein weiteres Buch über die kleine Fledermaus Lilli Langohr von Autorin und Stadtführerin Kathrin Schulthess vertont wurde. Dieses Kinderbuch ist quasi ein Stadtführer für Kinder, denen die Stadt Ulm mit seinen Sehenswürdigkeiten auf ganz wunderbare Art und Weise näher gebracht wird. Dramaturg und Autor Michael Sommer schrieb das Libretto. Diese Kombination beider Autoren ist wahrlich hervorragend gelungen. Geistreicher Humor kommt nicht zu kurz und Kinder erleben durch Lilli und ihre Freunde ganz nebenbei Ulmer Stadtgeschichte. Die Regie übernahm Martin Borowski, dessen Inszenierung überzeugt. Bereits zu Anfang in der Ouvertüre schafft er durch seine Animationen und Projektionen eine tolle Atmosphäre, als Lilli Langohr aufs Publikum zufliegt. Die auf die Theaterbühne  projizierten wunderbaren Illustrationen stammen von Künstler Michael Döhmann und beeindrucken. Kostümbilderin Sybille Gänßlen zauberte gemeinsam mit Elke Schenkel ausdrucksvolle Kostüme, die durch Sprache, Gesang, Gestik und Mimik der Musical-DarstellerInnen zum Gesamterfolg des Musicals beitrugen. Ganz großartig war auch, dass das Orchester nicht ganz im Orchestergraben verschwunden ist, so dass die Kinder auch einen Blick auf das Streichorchester camerata ulm werfen konnten.  Das Orchester war mit Holz- und Blechbläsern, aber auch mit Harfe und Schlagwerk  ausgestattet. Am Klavier und der Celesta (seltenes Klaviaturglockenspiel) saß Basti Bund. Die Leitung wurde von Dirigent Michael Eberhardt übernommen. Das gesamte Musical-Ensemble brachte eine gigantische Menge Unterhaltungswert auf die Theaterbühne und dies wurde durch Gekicher, Lachen, Zwischenkommentare von Kindern und großem Applaus belohnt. Bravo!

Lilli Langohr: Wiebke Isabella Neulist

Kater Othello : Stefan Mußack

Daniel Maus/Der Wilde Mann: Robert Henry Lankester

Der Ulmer Spatz/ Flusshilde: Rebekka Sattelberger

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 125-jährigen Münsterturm-Jubiläum  das Kinder-Musical nun uraufzuführen - war eine tolle Idee, denn die Handlung beginnt gegen 5 Uhr am Schwörmontag. Am 27.07.2015 findet der nächste Schwörmontag statt und ist für Ulmer ein Nationalfeiertag. Traditionell beginnt der Tag mit der Schwörrede und danach findet das das sogenannte Nabada statt.

Kurz zur Handlung des Musicals

Die kleine Fledermaus Lilli Langohr ist noch nicht müde, obwohl bald die Sonne aufgeht. Es ist 5 Uhr morgens. Sie entdeckt zunächst den Ulmer Spatz und beide kommen kurz ins Gespräch. Danach beschließt Lilli die Stadt zu erkunden. In der noch menschenleeren Stadt trifft sie Theaterkater Othello. Zusammen machen sie sich zum Rathaus auf. Dort angekommen lernen sie Daniel Maus vom Ulmer Rathaus kennen. Er ist völlig verzweifelt, da die Schwörglocke verschwunden ist.  Wenn die Schwörglocke fehlt, dann fällt natürlich auch der Schwörmontag aus. Dies darf natürlich nicht passieren und deshalb suchen die kleine Fledermaus Lilli Langohr und ihr neuer Freund Theaterkater Othello in der der Innenstadt von Ulm nach der Schwörglocke. Auf ihrer Suche begegnen sie Flusshilde und dem Wilden Mann...

http://www.lillilangohr.de/

Ich bin ein ganz großer Fan von Basti und hoffe, wünsche mir, dass man in Zukunft weltweit seine Kompositionen hört.

©Corina Wagner, 12.07.2015

Bildquelle:
Foto privat: Bild vom Cover des Programmhefts

https://www.freitag.de/autoren/corina-wagner/musical-lilli-langohr-und-die-schwoerglocke

 


 


Donau Festival für Experimentelle Musik

Wagners Randnotiz

Haben Sie schon experimenteller Musik gelauscht? Gestern gab es dazu während der Veranstaltung DonauKlangFahrt im Donausalon in Ulm Gelegenheit...

Im Rahmen des Internationalen Donaufests stand gestern Abend im Donausalon die DonauKlangFahrt auf dem Programm. Bei dem Donau Festival für Experimentelle Musik bespielte das EMU-Ensemble (Musisches Zentrum Universität Ulm) mit regionalen Experimentalmusikern und Projektionskünstlern das Zelt des Donausalons. Aus der Facebook-Einladung von Christine Söffing, die das Musische Zentrum  leitet, konnte ich anhand der Auflistung der Mitwirkenden erahnen, dass dies ein interessanter Abend wird.

Sound: EMU–Ensemble (Musisches Zentrum Universität Ulm) und Gäste
Visuals : Florian Geiselhart, Gregor Quade,  Andreas Usenbenz

„Visuals / Florian Geiselhart und experimentelle Musik sowie ambient sounds von Rudi Arnold (electronische Oboe, Wasserblubbern), Axel Baune (electronics, Baßrohr, Dulcimer, Hirtenflöte), Andreas Grünvogel-Hurst (electronics, Rahmentrommel, Ballastsaite), Tobias Hornberger (electronics, Stimme), Henning Kopp (Analogsyntheziser, Ballastsaite, Fledermausdetektor), Angelika Meyer (Stimme), Gregor Quade (Analogsyntheziser), Ursula Ritter (Trumscheid), Tonatiuh Riuz (electronics, Gitarre, Dosenberimbao, Trommel), Klaus Schmidtke (electronics, Hirtenflöte, Reibsteine, Holzrührstab, Stimme), Christine Söffing (electronics, Chin, Trumscheid, Stimme), Andreas Usenbenz (electronics) und Isolde Werner (Chaospad, Gitarre)“

Dass diese "DonauKlangFahrt" mich aber so sehr in ihren Bann zieht, mich tief beeindruckt, hätte ich zuvor nicht gedacht. Bekannte Klänge, die man aus der Donau bzw. von der Donau kennt, wurden tatsächlich wie angekündigt zu einem audiovisuellen Erlebnis. Dem gesamten Team ist ein dickes Lob auszusprechen, da ihnen gemeinsam ihr angestrebtes Ziel „…Brücken zwischen Hören und Sehen sowie entlang der Donau zu schlagen.“ vorzüglich gelungen ist.  Einige der Mitwirkenden kenne ich persönlich, umso spannender für mich, was ich da gestern erleben, sehen und hören konnte. Eine experimentelle Reise entlang der Donau, die z.B. Wahrnehmungen, Stimmungen wie Nebel einfing. Auch das Thema Fledermäuse stand auf dem Programm, so dass u.a. ein Fledermausdetektor zum Einsatz kam. Ob Gäste oder das EMU-Ensemble – alle haben mich begeistert. Soundingenieur Andreas Usenbenz kenne ich z.B. seit Jahren durch die Vernetzung der Ulmer Gestalten. Er hat damals meine Veranstaltung WORT & TON – Lyrik trifft auf Musik aufgenommen. 2012 hörte ich das Duo Andreas Usenbenz (Live-Elektronik) und Gregor Quade (am Flügel) während eines Konzerts.  ;-) Sie begeisterten mich damals bereits mit minimalistischen Klanglandschaften unter dem Motto free_ quenz.

Ich habe Links herausgesucht, um Klangbeispiele zu präsentieren, wenn das EMU-Ensemble aktiv ist:

http://vimeo.com/59789328

http://vimeo.com/57764992

 

Tolle Musikprojekte, so finde ich.

© Corina Wagner, 8. Juli 2014

https://www.freitag.de/autoren/corina-wagner/donau-festival-fuer-experimentelle-musik



Uraufführung Die Wurzelkinder von Basti Bund

Wagners Randnotiz

Kennen Sie den Kinderbuch-Klassiker "Etwas von den Wurzelkindern"? Jetzt gibt es ein super schönes Musical von Basti Bund, das heute uraufgeführt wurde...

Uraufführung des Musicals „Die Wurzelkinder“

Manchmal findet man musikalische Schätze in der Provinz, die einem breiten Publikum nicht präsentiert werden. Menschen wie ich, die musikalisch vorgebildet sind, agieren dann oftmals reflexartig und machen auf das Juwel via Medium Internet aufmerksam. Meiner Ansicht nach ist es wichtig, dass ein junger talentierter Komponist nicht nur Applaus von einigen Hundert Menschen in Erbach verdient hat, sondern über die Landesgrenzen hinaus bekannt werden sollte. Ich habe schon mehrmals über den Pianisten und Komponisten Basti Bund geschrieben. Immer wieder aufs Neue überrascht er mich mit seinen super schönen Kompostionen, so auch jetzt mit dem Musical Die Wurzelkinder. Heute fand die Uraufführung in der völlig überfüllten Erlenbachhalle in Erbach statt. Im Sommer 2012 reifte seine Idee, als Basti (27) bei seinen Eltern das bekannte Kinderbuch aus dem Regal zog. Er rief beim Verlag an und erzählte, dass er gerne ein Kindermusical schreiben würde. Die Verantwortlichen vom Verlag gaben sofort grünes Licht, waren quasi „Feuer und Flamme“ von Bastis musikalischem Vorschlag.

Nach dem berühmten Kinderbuch-Klassiker „Etwas von den Wurzelkindern“ von Sibylle von Olfers entstand nun eine 60 Minuten lange Aufführung. Ein Singspiel, das nicht nur kleine und große Kinder in seinen Bann zieht und eigentlich eine szenische Kantate darstellt. Der Ulmer Schriftsteller Michael Döhmann schrieb das Libretto. Basti Bund ist es wichtig, dass Kinder Berührung mit klassischen Instrumenten bekommen. Deshalb war es heute auch nicht verwunderlich, dass er bei der Uraufführung selbst Klavier spielte. Er ist ein großartiger Pianist. Für die szenische Kantate komponierte er eine Orchesterfassung, die nun von Lehrkräften der Musikschule gespielt wurde. Das Instrumentalensemble bestand aus 1. und 2. Violine, Viola, Violoncello, 1. Horn, 2. Horn und Glockenspiel. Die Musikschule in Erbach feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. In diesem Rahmen fand nun die Uraufführung statt. Es sang der Chor der Grundschule Erbach, der mit voller Begeisterung bei der Sache war.  Kinder der musikalischen Früherziehungsgruppe spielten auf der Bühne die Wurzelkinder. Ca. 100 Kinder wirkten während des Singspiels mit. Unterstützt wurden sie auch vom Erlebnisraum Musik. Märchenerzählerin Doris Class las auf der Bühne aus dem bekannten Kinderbuch vor. Gesamtleitung der Uraufführung übernahm Birgit Köhn-Kadereit, die schon mehrmals mit Basti Bund zusammengearbeitet hat. Ein Zugabe  durfte natürlich nach dieser gelungen Uraufführung nicht fehlen, so dass das vorletzte Lied des Singspiels wiederholt wurde. Mit viel Applaus und Bravo-Rufen wurde deshalb nochmals die gesamte musikalische Leistung gewürdigt.

Fazit: Das Musical Die Wurzelkinder von Basti Bund klingt nach vielen, weiteren Aufführungen, da es keine Pille-Palle-Musik ist, die von ihm komponiert wurde. Es ist anspruchsvolle Musik, die absolut hörenswert und weiter zu empfehlen ist!

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-%E2%80%9EWurzelkinder%E2%80%9C-feiert-Premiere-am-1-Juni-_arid,10019547_toid,228.html

Infos zur Handlung und Liedern

Das Singspiel besteht aus 12 Liedern: Die einsame Winternacht, Das Erwachen, Der Ruf zum Morgen, Vorbereitungen für den Frühling: Die Mädchen, Vorbereitungen für den Frühling: Die Jungen, Bei Mutter Erde, Der Frühling kommt!, Maiglöckchen im Frühlingswald, Das Gebet der Waldblume, Spielen am Bach, Endlich Sommer! In Sturm und Wind

Die Wurzelkinder begeben sich auf die Reise der Jahreszeiten. Zunächst werden sie zu Beginn des Jahresanfangs von Mutter Erde geweckt. Die kleinen Wurzelkinder nähen nach dem Aufwachen ihre Blumenkleidchen. Außerdem holen sie mit frischen Farben alle Käfer aus der langen Winterruhe. Der ein oder andere Käfer erhält neue farbliche Akzente, neue Punkte. Endlich ist der Frühling da. Fröhlich ziehen die Wurzelkinder mit vielen bunten Blumen und Gräsern in die Welt hinein. Die Natur erblüht, zeigt ihre schöne Vielfalt. Dann kommt der Sommer. Danach folgt Sturm und Wind, wie jedes Jahr aufs Neue. Es ist ein ewiger Kreislauf und die Wurzelkinder beginnen wieder mit der Winterruhe…

1. Juni 2014, © Corina Wagner

https://www.freitag.de/autoren/corina-wagner/urauffuehrung-die-wurzelkinder-von-basti-bund

 


Lilli Langohr – Das Kindermusical

Wagners Randnotiz

Neulich fand bereits die Uraufführung des Kindermusicals Lilli Langohr in der Musikschule in Ulm statt. Im Rahmen des 25. Geburtstags von kontiki (Kulturwerkstatt der vhulm) wurde Lilli Langohr aufgeführt. Damals konnte ich leider die Veranstaltung nicht besuchen. Heute hatte ich nun Gelegenheit die vorletzte von fünf ausverkauften Vorstellungen zu besuchen. Zwanzig zusätzliche Plätze wurden heute noch kurzfristig geschaffen, so groß war der Andrang, um das Kindermusical zu hören, dessen Inhalt aus dem bekannten Kinderbuch “Lilli Langohr, die Fledermaus vom Ulmer Münster“ stammt.

http://www.amazon.de/Lilli-Langohr-Fledermaus-Ulmer-M%C3%BCnster/dp/3932577590

 

Kathrin Schulthess schrieb die Buchvorlage und Michael Döhmann das Textbuch zum Musical. Basti Bund komponierte die Musik, die mich sehr beeindruckt hat. Eine Klangprobe der Ouvertüre konnte ich mir bereits im Sommer anhören. Und war damals schon sehr von Bastis Komposition angetan. https://www.youtube.com/watch?v=AaYKy_xkg5s

Heute hatte ich nun endlich die Gelegenheit die 16 komponierten Lieder des Musicals zu hören. Gänsehautalarm pur, so super schön sind diese Kompositionen für Lilli Langohr gelungen, die absolut nicht nach dem typischen musikalischen Einheitsbrei klingen, der oftmals heutzutage dem Publikum geboten wird. Keine Band spielte etwa die feinen, zartklingenden Werke, die das Publikum und mich verzauberte, sondern ein professionelles Streichquartett plus Harfe. Wow! Dickes Lob an die Musiker! Einmal hatte ich sogar Pipi in den Augen, so schön hörte sich das an. Hans de Gilde ist der Musikalische Leiter des Musicals und hatte alles im Griff, also diese ganze Rasselbande, die sehr diszipliniert und hochkonzentriert auf der Bühne agierte. Ca. 60 Kinder standen auf der Bühne und diese singen im Vorchor der Ulmer Spatzen. Sie sind quasi die „Kleinen“ der Ulmer Spatzen. Barbara Comes studierte die Lieder mit dem Vorchor ein und Celia Anna Endlicher die Szenen. Sie führte auch Regie. Das Kinderbuch wurde bislang in und um Ulm herum in höchsten Tönen gelobt, wenn Fledermaus Lilli Langohr ihrer Freundin Kiki Kurzohr bei einem leckeren Spinnenbeintee erzählt, was sie erst vor kurzem im Münster erlebt hat…

„Das Musical war spitze!“, so der Vater zu seiner kleinen Tochter, die ihre Äugelein aufriss, dann über das ganze Gesicht strahlte und mit großer Begeisterung zu ihrem Vater ganz laut:“ja!“ sagte. Das kann ich nur bestätigen. Ich bin immer noch ganz hin und weg, so schön war die Musik, abgesehen von der super gelungenen Umsetzung der Buchvorlage.

Mit den Worten:„Ein wertvoller Schatz in der Provinz…“, so könnte man mit einem Artikel über den sehr begabten jungen Komponisten und Pianisten Basti Bund beginnen. Wäre ich seine Mutter, dann wäre ich mächtig stolz auf ihn!  

http://www.bastibund.com/Basti_Bund_Komponist_%26_Pianist/Basti_Bund.html

©Corina Wagner, 29. September 2013

https://www.freitag.de/autoren/corina-wagner/lilli-langohr-2013-das-kindermusical

 

 

 

 


Die Schubertiade in Schwarzenberg bietet nicht nur Konzerte, sondern auch Meisterkurse, die für Klassik-Freaks zur Pilgerstätte werden. ;-)

Meisterkurs für Liedgesang während der Schubertiade 2013 – Thomas Quasthoff

Eindrücke einer unbekannten Sopranistin

Kann man sich im fortgeschrittenen Erwachsenenalter wie ein kleines Kind freuen? Ja man kann, kommt allerdings darauf an, ob man Emotionen zeigen kann bzw. will, die nicht unbedingt kindisch wirken, aber große Freude ausdrücken. Manche Menschen bekommen leuchtende Augen, wenn sie zum Beispiel bei Ebay ein altes Lego-Auto ersteigern oder eine Vinyl-Schallplatte der Beatles. Andere klettern zum Beispiel im Hochseilgarten und fühlen sich einen Augenblick lang wie Tarzan, schreien aus vollem Halse: „Uaaaaaaaaaaaaaaaah!“ Sie sind für einen Moment überglücklich. Dann gibt es Leute, die ganz aus dem Häuschen sind, wenn jene eine Eintrittskarte für ein Auswärtsfußballspiel ihres Lieblingsvereins geschenkt bekommen. Diese könnten dann im Endorphinen-Rausch die halbe Welt umarmen. Man kann sich natürlich total spontan über ein respektvolles Lächeln des Erzfeindes freuen, wenn man mit ihm um die Wette trinkt. Alles ist möglich.

Diese Woche Montag freute ich mich zumindest sehr, als ich vom Kartencenter der Schubertiade eine E-Mail erhielt. Man bestätigte mir, dass es noch ein Tagesticket für den von mir angegebenen  Wunschtermin gibt. Da saß ich vorm PC und sagte völlig euphorisch: Yeah!

Auch in diesem Jahr würde ich wieder mit Gleichgesinnten in einem Konzertsaal sitzen und jungen begabten Menschen zuhören, wenn diese öffentlich Kunstlieder im Meisterkurs üben. Zwei Tage später war es dann soweit.

Es ist Mittwoch, der 28. August und der zweite Tag des Meisterkurses für Liedgesang mit Prof. Thomas Quasthoff. Pianist Justus Zeyen ist für die Betreuung der Pianisten verantwortlich.

Zeyen begleitete Quasthoff zwanzig Jahre lang bei Konzerten. Zwei Könner ihre Fachs sind quasi als musikalische Symbiose im Angelika-Kaufmann-Saal in Schwarzenberg zu sehen und zu hören, wenn sie dem musikalischen Nachwuchs Tipps geben. Ein echter Ohrenschmaus, wenn man Beide im Doppelpack erleben kann. Das dritte Mal habe ich nun das Vergnügen, dass ich beide Künstler in einem Meisterkurs erlebe. Gegen 10 Uhr beginnt der Kurs.

An diesem regnerischen Morgen schaffe ich es gerade noch pünktlich anzukommen. Während der Fahrt nach Österreich kam es durch Baustellen zu einigen Verzögerungen. Ich hole meine Karte gegen 9.50 Uhr ab und stelle dann einige Minuten später im Saal fest, dass meine Karte doppelt ausgedruckt wurde. Schrecksekunde! Muss ich nun über drei Stunden lang stehen? Eine Platzanweiserin wusste bereits von der Doppelbuchung. Im Saal sind einige wenige Plätze freigeblieben, so dass man mir zwei Reihen weiter vorne einen anderen Platz zuwies. Kaum saß ich, wurden die Türen geschlossen und dann ging es los.

Quasthoff und Zeyen sind ein eingespieltes Team, ein cooles Duo mit flotten Sprüchen, die aber nicht nur eine Menge Humor bieten, sondern ein immens Fachwissen. Besser geht nicht! Man kann sich glücklich schätzen, wenn man als junger Künstler an solch einem Meisterkurs teilnehmen kann.

Während des Meisterkurses sang das Ausnahmetalent Quasthoff auch, um den SchülerInnen Tipps zu geben. Und diese Augenblicke waren tatsächlich: wow! Gänsehautalarm. Zeyen spielte grandios am Flügel, um den jungen Pianisten Verbesserungsvorschläge zu machen. Das klang Beides wie Balsam für die Seele.

Dieser Tag im Meisterkurs war wieder von sehr viel Humor geprägt, so macht Lernen Spaß.

Auf die einzelnen SchülerInnen möchte ich nicht eingehen, aber u.a. einige wenige Zitate  noch erwähnen.

„Wenn Sie an dieser Stelle atmen, bricht nicht der Dritte Weltkrieg aus. Es wäre aber schöner, wenn sie nicht atmen.“, so Quasthoff.

Gerade wenn man aufgeregt ist, geht einem gerne die Luft aus. Gute Atemtechnik ist wichtig, aber die Gedanken, das Kopfkino löst manchmal "Schnappatmung" aus. ;-)

Quasthoff ging aus aktuellem Anlass kurz auf den Syrien-Konflikt ein. Für seine klugen Worte bekam er deswegen vom Publikum viel Applaus.

Bezüglich der schlechten Aussprache beim Singen sagte Quasthoff: “ Ich bin ein Vokalfetischist!“

SängerInnen sollen Emotionen transportieren, da nutzt es nichts, wenn man eine schöne Stimme hat und jeden Ton im Takt, im angegebenen Rhythmus einer einstudierten Partitur trifft. In diesem Zusammenhang erwähnte Quasthoff: „Schumann kann sich nicht beschweren, er ist tot!“

Emotionen beim Publikum zu wecken, ist ein ganz wichtiger Faktor. Wenn man talentiert ist, eine gut ausgebildete Stimme hat, bedeutet dies nicht, dass man das Publikum in seinen Bann zieht und  verzaubert. Eine schöne Stimme ist langweilig schön, wenn man keine Gefühle zeigt, so die Message. Während des Singens sollte man sich in bestimmte Situation hineinversetzen. Wenn ein Lied von Liebe handelt, dann sollte man diese Liebe auch dem Publikum näher bringen. Quasthoff sagte zu einer Schülerin, dass sie sich „Johnny Depp vorstellen soll“. Das Publikum amüsierte sich köstlich. Zum Thema Emotionen und Sinnlichkeit gab es dann gute Tipps. Die junge Sängerin konnte diese umsetzen und sang das Stück mit sehr viel mehr Gefühl als zuvor. Ihre Stimme klang plötzlich ganz anders. Bei einer anderen Sängerin fehlte es auch an der Umsetzung von Emotionen. Da sagte dann Justus Zeyen: „Sie müssen sich nicht Johnny Depp vorstellen!“ Quasthoff daraufhin: „Heinz Rühmann und Hans Moser gehen auch.“ 

Quasthoff: „Das ist hier keine Operette in Sindelfingen Süd.“ Wieder großes Gelächter im Saal.

Interessant ist auch, wenn man das Publikum beobachten kann.

Neben mir saß ein sehr sympathischer Herr mit niederländischem Akzent, der jeweils die Partituren der ausgewählten Gesangsstücke in den Händen hielt und genau mitlas, was die jungen Talente sangen. Er machte sich auch Notizen. Viele im Saal hatten Stift und Papier zur Hand. Eine Reihe vor mir saß ein älterer Herr mit Schal, meiner Ansicht nach ein ausgebildeter Bassist. Er lachte sehr tief und laut, also mit Stütze bzw. trainiertem Zwerchfell.  Es lachten übrigens viele Menschen im Saal laut, so auch Frau Wagner. Das war nicht peinlich, eher ansteckend komisch.  Dann beobachtete ich in der Pause ein englisch sprechendes Paar. Es war derart wackelig auf den Beinen, dass man Angst haben musste, dass einer der beiden im Saal sterben könnte. Echte Schubertiade Fans reisen solange es irgendwie noch möglich ist... :-) Das Durchschnittsalter lag an diesem Tag vermutlich bei 68 Jahren.

Das Kunstlied ist leider vom Aussterben bedroht und es wäre schade, wenn man es nicht retten könnte...

Klangbeispiele:

https://www.youtube.com/watch?v=UrI6Xz6mmcU

https://www.youtube.com/watch?v=GzpJ6jUZnwM

https://www.youtube.com/watch?v=moW1p7aoDco

https://www.youtube.com/watch?v=CRGCuoSGGKo

Nächste Jahr werde ich mir wieder ein Tagesticket kaufen. Darauf freue ich mich heute schon.

Musik verbindet!

@Corina Wagner, 31. August 2013

Nachtrag: Herr Quasthoff hat seit Mittwoch mein Buch Kleiner USB-Stick ohne Anschluss und darüber freue ich mich sehr.

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Schubertiade - Meisterkurs Thomas Quasthoff, September 2012

 

Schubertiade – Was ist das? „Noch nie davon gehört!“, könnten nun einige Leser/innen denken.

Für all jene die meine Artikel darüber noch nicht gelesen haben, erkläre ich dies gern.

Ein Festival der besonderen Art, so nennt man die Schubertiade im Bregenzer Wald. Jährlich strömen in den österreichischen Ort Schwarzenberg knapp 45000 Besucher, die an etwa 90 Veranstaltungen teilnehmen. Nirgendwo sonst finden Zuhörer innerhalb kürzester Zeit eine bemerkenswerte große Anzahl von Liederabenden, die von den besten Sängern der Welt gestaltet werden. Wer einmal vor Ort war, entdeckt Suchtpotenzial.
Menschen verschiedener Nationalitäten drängen morgens bereits in den Angelika-Kauffmann-Saal. Während der Schubertiade finden auch Meisterkurse statt. Musikbegeisterte harren freiwillig mehrere Stunden dort aus, um beim Üben junger Musiker dabei zu sein, so wie ich, die auch wieder zum Festival angereist ist. Wenigstens einen Vormittag im Meisterkurs von Herrn Prof. Thomas Quasthoff zu sitzen und die einzigartige Akustik des Konzertsaales genießen, wenn der begnadete Sänger Quasthoff mit seinen Schülern übt. Mit einer Tageskarte oder einer Generalkarte ist dies möglich.

„Quasthoff kann es einfach.“ Prägnant und keine Augenwischerei, wenn Sie mich fragen würden. 2010 besuchte ich schon einmal als Zuhörerin Quasthoffs Meisterkurs während der Schubertiade.

Die „Methode Quasthoff“ ist inzwischen kein Geheimtipp mehr und macht Schule. Junge begabte Menschen investieren in einen Meisterkurs mit dem studierten Bariton, der in meinen Augen ein Ausnahmetalent ist. Und Justus Zeyen (Pianist, Liedbegleiter und Lehrmeister) unterrichtet zeitgleich die angereisten Pianisten. Denn die Schüler/innen melden sich in der Regel als Duo an. Zeyen und Quasthoff harmonieren als Symbiose des Lehrens und die Dialoge können sich absolut hören lassen. Sie haben Unterhaltungswert, wenn z.B. Zeyen sagt: „Bitte kein klebriges Legato!“ Über Quasthoffs Lippen kommen unzählige kesse Formulierungen, die auch vor dem Publikum nicht Halt machen. Da spricht er Frauen in der ersten Reihe an, ob der junge Sänger während des Lieds den Liebhaber gut verkörpert hätte und ehe diese etwas überfordert antworten können, sagt er schon: „Sagen Sie nein!“ Der junge Sänger soll mehr Gestik auf die Bühne zaubern und mit mehr Gefühl, diesem Lieberhaber-Gefühl singen.

Ein anderer Schüler singt einige Töne mit „zu viel“ Luft und er soll die Töne vorne unter der oberen Lippe spüren, da wo das Lippenbändchen sitzt. Gerade bei dem Wort Ach, das der junge Sänger in dem Stück singen soll, ist Quasthoff zu wenig Stimme drin und sagt: „Ach – man hört den Fön raus. Doch wer trocknet sich denn nachts noch die Haare?“ Und bietet dann dem Publikum eine unterhaltsame Geräuschkulisse. Quasthoff hat Alleinunterhalter-Qualitäten. Der Schüler kann diesen Ton aber nach der Kritik umsetzen und das Ach klingt plötzlich schön. So macht das Üben nicht nur Sinn, sondern auch Freude.

Ein grandioser Lehrmeister mit dieser gewissen Aura, die sich auf die Schüler/innen überträgt, so mein überzeugter Eindruck. Wer ihn beim Arbeiten mit den Meisterschülern beobachtet, ist von seiner Technik fasziniert. Quasthoff besitzt die Gabe - Schwachstellen, sei es u.a. in der Gestik, Haltung, Mundstellung bzw. Atemfehler oder z.B. der Aussprache beim Singen von Liedern, den Schülern so zu erklären, dass sie es verinnerlichen und auch umsetzen können.

„Der Herr gab uns ein Zwerchfell. Wir sollten es benutzen!“ Zitat Quasthoff
Und wenn es nicht in die Tat umgesetzt wird, dann steht er auch auf, läuft zu den Schülern, stellt sich hinter sie und legt seine Hände auf. Manche müssen sie sich knien, da Quasthoff nur 1,35 m groß ist und zu den vielen Contergan-Geschädigten gehört, die es in Deutschland gibt. Plötzlich wird die Spannung im Körper der Schülerinnen bis zum Schluss gehalten, wenn Quasthoff hinter ihnen steht. Die Töne klingen natürlich gleich ganz anders, wenn die Spannung bis zum Ende eines Lieds gehalten wird. Nach einem Lob von Quasthoff kann es dann passieren, dass eine Schülerin nachfragt, ob er jetzt immer bei den Konzerten hinter ihr stehen könne und er dann spontan sagt: „Das wird aber teuer!“

Größe ist nicht gleich Größe und Quasthoff ist ein ganz Großer, was sein Können betrifft. Er bietet auch eine Menge Selbstironie. Wenn bei „Urlicht“ von Mahler nicht das gewisse Feeling im Wortlaut herüber kommt und zwar an der Stelle: „Da kam ein Engelein und wollt‘ mich abweisen.“, dann hilft Quasthoff mit Gestik und gekonnter Ausdrucksweise nach, um es dem Schüler näher zu bringen. „Da kam ein Engelein, so wie ich: flatter, flatter!“. Das Publikum lacht und in jenem Zusammenhang sagt er dann noch: „Stell' Dir bitte einen Rubensengel vor. Die waren fettleibig, so wie ich.“ Er arbeitet mit allen Tricks, um verständlich zu machen, dass man Liedern Leben einhauchen muss. Die Schüler sollen die „Töne im Körper spüren“. Und wenn der Prof. zwischendurch lobt, dann glaubt man sogar witziger weise für einen kurzen Moment man säße in einem Stadion und nicht in einem Konzertsaal: „Lippen vor – noch ein Tor!“ Da wird so manche/r Sänger/in zum Libero/Libera.

Fazit: Von den jungen Sänger/innen bzw. Pinanist/innen, die an diesem Meisterkurs teilnehmen, wird man in Zukunft noch viel hören, da bin ich mir ganz sicher!

http://www.schubertiade.at/

 

 

©Corina Wagner, September 2012

https://www.freitag.de/autoren/corina-wagner/schubertiade-meisterkurs-thomas-quasthoff


 

13.01.2012 | 22:39
Thomas Quasthoff
schubertiade, thomas quasthoff, karriere, bassbariton, stimmwunder, ausnahmetalent


Regelmäßig erhalte ich von der Schubertiade Newsletter.
Am Mittwoch gab es aus aktuellem Anlass eine Nachricht aus dem Bregenzer Wald, die dann auch in den Medien sehr schnell verbreitet wurde und mich sehr traurig stimmte.


Hier einen Auszug aus dem Newsletter Originaltext vom 11.02.2012:
„Thomas Quasthoff hat sich entschieden, seinen Abschied von der Konzertbühne zu nehmen und seine beihnahe 40 Jahre andauernde, beispiellose Karriere als Sänger zu beenden. Thomas Quasthoff meint dazu:
«Ich habe mich entschlossen, mich nach fast 40 Jahren aus dem Konzertleben zurückzuziehen, weil es mir meine Gesundheit nicht mehr erlaubt, dem Anspruch, den ich immer an mich selber und an die Kunst gestellt habe, gerecht werden zu können. Ich habe dem Beruf sehr viel zu verdanken und gehe ohne Bitterkeit. Im Gegenteil - ich freue mich auf neue Herausforderungen, die es in meinem Leben geben wird. Ich bedanke mich bei allen Musikerkolleginnen und -kollegen, mit denen ich gemeinsam auf der Bühne stehen durfte, bei allen Veranstaltern und bei meinem Publikum für ihre Treue.»
Die Schubertiade verliert mit dieser konsequenten Entscheidung von Thomas Quasthoff eine der wichtigsten Säulen unter ihren Liedsängern, und es gilt in diesem Augenblick, ihm für zahlreiche herausragende Konzerterlebnisse seit 1998 zu danken. Wir sind jedoch glücklich darüber, dass er uns in anderer Form als Mitwirkender erhalten bleibt.“

 

Ich möchte mich diesem Dank anschließen. Einem großartigen Sänger, der mit seiner warmen gefühlvollen Bassbariton-Stimme meiner Ansicht nach einer der schönsten Stimmen besitzt, die es die vergangenen Jahrzehnten je gab. Die Liebe zur Musik spürt man in jedem Ton, den er bislang öffentlich sang, ob als hervorragender Liedersänger oder wenn er zum Beispiel als Jazzsänger glänzte. Trotz Handicap "Contergan" erlernte er das Klavierspiel, eine Leistung, die zeigt, welche Energie in ihm steckt, um als Musiker in der harten Branche akzeptiert zu werden. Wer ihn einmal auf der Bühne erlebt hat, kann seine grandiose Ausstrahlung, die er besitzt, nachvollziehen. Umso mehr war ich am Mittwoch geschockt, als ich erfuhr, dass er nicht mehr singen wird. Richtiges Singen kann man mit Hochleistungssport vergleichen und deshalb zolle ich ihm meinen größten Respekt!!!
Herzlichen Dank für all‘ die vielen Bühnenauftritte, die er in fast 40 Jahren absolviert hat.

Auszug: Originaltext Machreich Artists Management
Pressemitteilung THOMAS QUASTHOFF

Ausgebildet bei Charlotte Lehmann und Ernst Huber-Contwig in Hannover, startete Thomas
Quasthoff seine Laufbahn mit Wettbewerbserfolgen wie dem Ersten Preis des ARDWettbewerbs
(1988). Er zählte zu den international profiliertesten Lied- und Konzertsängern,
der in allen bedeutenden Musikzentren und mit führenden Orchestern unter Dirigenten wie
Claudio Abbado, Daniel Barenboim, Christoph Eschenbach, James Levine, Mariss Jansons,
Zubin Mehta, Riccardo Muti, Seiji Ozawa, Sir Simon Rattle, Helmuth Rilling, Christian
Thielemann und Franz Welser-Möst regelmäßig auf der Bühne zu erleben war. Thomas
Quasthoff war «Artist in Residence» im Wiener Musikverein, im Amsterdamer
Concertgebouw, in der New Yorker Carnegie Hall, beim Lucerne Festival sowie im
Festspielhaus Baden-Baden, in der Hamburger Laeiszhalle, in der Londoner Wigmore Hall
und im Barbican Centre.
2003 begab sich der Künstler erstmals auf die Opernbühne. Er sang den Minister/FIDELIO
unter Sir Simon Rattle bei den Salzburger Osterfestspielen. 2004 folgte Amfortas/PARSIFAL
an der Wiener Staatsoper unter der Leitung von Donald Runnicles sowie 2005 unter Sir
Simon Rattle.
Thomas Quasthoff war mehr als 10 Jahre Exklusiv-Künstler der Deutschen Grammophon
Gesellschaft. Drei seiner CDs wurden mit einem Grammy ausgezeichnet und sechs seiner
Aufnahmen wurden mit dem Echo-Preis gewürdigt. Er erhielt zahlreiche nationale und
internationale Auszeichnungen, u.a. 2005 den Verdienstorden der Bundesrepublik
Deutschland, 2009 die Gold Medal der Royal Philharmonic Society in London sowie den
Herbert von Karajan Musikpreis des Festspielhauses Baden-Baden und 2011 die Gold
Medal der Londoner Wigmore Hall. Außerdem wurde ihm 2009 der Titel Österreichischer Kammersänger verliehen.

Ein Wehrmutstropfen bleibt - in der Funktion als Hochschulprofessor wird er auch weiter junge begabte Menschen an der Hochschule für Musik Hans Eisler in Berlin lehren. Außerdem wird er weiterhin Meisterkurse leiten und auch als Sprecher aktiv sein.
Fans können sich freuen. Wer Lust hat kann ihn beim nächsten Nachtgespräch am 22. Februar sehen, wenn er sich mit Katharina Thalbach über die wichtigsten Stationen in ihrem Leben unterhält.
Ab Dezember 2012 wird es eine neue Reihe von „Thomas Quasthoffs Nachtgespräche“ geben.
Er begrüßt dann im Berliner Konzerthaus Promis aus Politik und Gesellschaft bzw. auch Kultur.

Ich verneige mich vor einem ganz großen Sänger!!!
Eine Sopranistin

http://www.freitag.de/community/blogs/corina-wagner/thomas-quasthoff


 

06.09.2011 | 16:28
Die Opernwelt trauert - Salvatore Licitra ist tot!
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Salvatore Licitra ist tot. Der 43-jährige Opernsänger starb gestern an den Folgen eines Verkehrsunfalls auf Sizilien. Er war in die Provinz Ragusa gekommen, um dort Anfang September einen Preis in Empfang zu nehmen.

Das einzigartige Timbre in seiner Stimme überzeugte, so auch seine Höhen, die er mit Bravour meisterte. Seine schöne warme Tenorstimme hatte das gewisse Etwas mit dem nicht alle Tenöre aufwarten können, sie traf mitten ins Herz. Er verstand es beim Singen Emotionen zu transportieren und so war es auch nicht verwunderlich, dass er in Italien bereits als Nachfolger von Pavarotti gehandelt wurde.

Bevor Salvatore Licitra die Bühne als neuen Arbeitsplatz nutzte, arbeitete er als Grafiker. 1998 debütierte er als Gustavo in „Un ballo in maschera" am Teatro Regio in Parma.

Diese Partie sang er im selben Jahr in der Arena die Verona. Danach begann eine beachtliche Karriere. 2002 erzielte Salvatore Licitra den internationalen Durchbruch an der New Yorker Metropolitan Opera als Cavaradossi in Puccinis Tosca. Damals sprang er kurzfristig für Pavarotti ein und überzeugte das Publikum. Der Tenor wurde mit Ovationen belohnt.

Etliche Engagements führten ihn seit jener Zeit z.B. nach Madrid, Rom, Wien, Berlin, Paris, Mailand, Turin, Zürich, London, Chicago und auch Washington.

Sein überraschender Tod hinterlässt eine große Lücke im Metier.

Für jene Menschen, die ihn live erleben durften, bleiben nun Erinnerungen an einen grandiosen Sänger. Zumal er zu Lebzeiten bei CD-Aufnahmen und Fernsehauftritten laut Medien zurückhaltend reagierte.

www.salvatorelicitra.com/home.php?en

www.youtube.com/watch?v=ysaPGzug-l0&;;;feature=related

www.youtube.com/watch?v=RWzuXeU8m-I&;;;feature=related

www.youtube.com/watch?v=CsXELzBw34U&;;;NR=1

www.youtube.com/watch?v=gO7cgyVgAUE&;;;feature=related

www.youtube.com/watch?v=kHeCw-3UmIU&;;;feature=related

 

Trauernd ein Fan seiner Stimme

http://www.freitag.de/community/blogs/corina-wagner/die-opernwelt-trauert---salvatore-licitra-ist-tot


18.07.2011 | 11:41
DON CARLO
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Verdis Oper DON CARLO verzauberte diesen Sommer in Ulm viele klassische Musikfreaks.

Das Sommer-Open-Air des Theaters Ulm lud u.a. zu dieser Inszenierung ein, die im Innenhof der Wilhelmsburg mit 1500 überdachten Sitzplätzen lockte.

Die historische Kulisse, die vom Ulmer Theater für verschiedene Aufführungen genutzt wird, befindet sich auf der Kuppe des Ulmer Michelsberges, ein Hauptwerk des Ulmer Festungsgürtels.

Beim Sommer-Open-Air erwarteten nun die Besucher im Innenhof der Wilhelmsburg nicht nur Tribünen und technischer Schnickschnack wie z.B. Schweinwerfer, Monitore um die Übersetzung der Liedtexte zu lesen, sondern auch Stände, die außerhalb der Tribünen für das leibliche Wohl sorgten. Ein Cateringzelt garantierte so auch bei Regenwetter für trockene Füße und wurde für die jeweiligen Veranstaltungen aufgebaut. Toilettenwagen ermöglichten einen entspannten Abend im Freien. Bei der letzten Aufführung von DON CARLO, die ich nun am 15. Juli miterleben durfte, befanden sich bis zu 82 Solisten und Choristen auf der Bühne, die natürlich kostümiert agierten. Dies verlieh den gewissen Glanz, so auch diverse szenische Effekte, so z.B. ein riesengroßes brennendes Kreuz an einer Fassadenwand, das während der Aufführung zweimal angezündet wurde. Fackeln und Feuerkörbe sorgten für das gewisse Ambiente in der Dunkelheit.

G. Verdis Musik und F. Schillers Worte (nach „Don Karlos, Infant von Spanien") in meisterlicher Vollendung in den Hof der Wilhelmsburg für das Publikum zu zaubern, bedurfte nicht nur einer hervorragenden Logistik, sondern auch eine Herausforderung für Operndirektor M. Kaiser, der DON CARLO inszenierte. Eine Oper die Dramatik aus dem 16. Jahrhundert beinhaltet und doch in unsere Zeit reflektiert werden kann, bietet sie doch außer Herrschaftsansprüchen, auch Verrat, Vertrauen in der Liebe und Freundschaft, die den Tod einkalkuliert. All jene Szenen, die sich heute in unserer Gesellschaft immer noch widerspiegeln.

Das Operndrama von Verdi wurde bühnenbildnerisch eher schlicht umgesetzt. So sah man während der Aufführung wie z.B. ein mit gelben und weißen Bändern geschmücktes Dürrebäumchen, das in der Schauplatzmitte aufgebaut wurde, nachdem zuvor ein Sarg weichen musste. Später stand dort dann ein Thron oder zu Ende der Oper wieder der Sarg. Spartanisch ausgestattet, so könnte man die Bühne bezeichnen - auf der sich die Opernsänger, der Opernchor, Extrachor und einige Chorsänger/innen des Oratorienchors (Bauern) während der Aufführung tummelten.

Bühnenarbeiter, die in schwarzen Overalls während der einzelnen Szenen Umbaumaßnahmen vornahmen, lenkten absolut nicht ab. Eher Menschen, die noch zu spät zur Aufführung kamen und ihre Plätze suchten. Eine alltagsferne Kulisse bot sich den Zuhörern, die auf den ersten Blick das Orchester nicht entdecken konnten, aber dafür später den Vollmond, der sich in das Bühnenspektakel harmonisch involvierte und ein romantischer Hingucker darstellte.

Die Solisten sowie die Choristen erhielten über Monitore die musikalische Möglichkeit, den Dirigenten bei der Arbeit zu beobachten. Taktsicher mussten alle Akteure dadurch sein. Das Philharmonische Orchester unter der musikalischen Leitung von N. Schweckendiek saß nicht etwa in einem Orchestergraben, auch nicht im Burggraben, sondern im Erdgeschoß der Burg. Die Orchestermitglieder wurden in einem beheizbaren, trockenen Raum für das Spielen während der DON CARLO-Vorstellung untergebracht und diese spielten nach Gehör. Live ist live, so sah man das Orchester zwar nicht, hörte aber jeden Ton und die Klangvielfalt konnte sich absolut hören lassen. Mit großem Applaus wurde das Orchester nach der Aufführung belohnt, als die Orchestermitglieder die Bühne unter freiem Himmel betraten.

Bei der allerletzten Vorstellung von DON CARLO im Innenhof der Wilhelmsburg überzeugten überwiegend die männlichen Solisten. Ingesamt sechsmal wurde diese Inszenierung auf der Wilhelmsburg für Klassikfans angeboten. Wahrscheinlich erschreckten sich auch jedes Mal ein Teil der Zuhörer/innen, wenn plötzlich Schüsse fielen, wenn Rodrigo starb.

Beim Gesang im Freien muss man wohl akustische Abstriche machen, dies schmälerte nicht unbedingt die Leistung der Chöre. Das musikalische Gesamtpaket ging stimmgewaltig auf.

Von strahlenden Tenortönen, satten schönen Wohlfühl-Baritontönen bis hin zu butterweichen warmen Basstönen wurde das Publikum an jenem Sommerabend bei kühlen Temperaturen von den Solisten verwöhnt. Nur die Solistinnen lagen an jenem Aufführungsabend nicht an erster Stelle in meiner Gunst und dies hat nichts mit Stutenbissigkeit zu tun. Keine Sängerin war dabei, die mich nun vor Entzücken vom Stuhl gerissen hätte. „Gänsehautfeeling" war im Preis jedenfalls für mich nicht inbegriffen, wenn die Damen sangen. Die Figur Eboli beeindruckte mit gut ausgebildeter Stimme. Da wurde in der Pause fleißig geflüstert, warum nicht der gewisse Funke herüber sprang.

Hartgesottene Fans überkam sogar gegen Ende des Opernabends ein Bravo über die Lippen, als die Sopranistin, die die Elisabetta verkörperte, ihren Applaus erhielt. Obwohl diese... nicht nur einmal haarscharf vorbei ...schrammte, also an den Tönen, die eigentlich gesungen werden sollten. Vielleicht lag es auch nur an dem musikalischen Gehör meiner Freundin und mir, wenn wir beide kurz miteinander Blickkontakt suchten, wenn da Töne erfolgten, die nicht in der Partitur erschienen.

Wenn ich ganz ehrlich bin, war die Gesichtmimik meiner musikalischen Freundin schon das Ticket wert, denn ihr Anblick amüsierte mich sehr, wenn da einzelne Töne daneben gingen.

Vielleicht hatte diese Sängerin z.B. nur einen sehr schlechten Tag. Schließlich sind Opernsänger/innen keine Robotter, die auf Knopfdruck immer exakt abliefern, da spielen viele Faktoren eine Rolle, die auf die Stimmbänder schlagen können, so auch stets mit der Stimme präsent zu sein, wenn man mal erkältet ist. Viele ruinieren sich die Stimmen, müssen aber damit Geld verdienen.

Dies wissen wir beide Freundinnen auch, schließlich singen wir regelmäßig, allerdings haben wir kein Engagement an einem Opernhaus. Da darf man auch eher kritisieren, wenn man nicht total begeistert ist.

 

Wenn man die Leistung aller Opernsänger/innen an jenem Abend vergleicht, so waren bei dieser Inszenierung Rodrigo, Don Carlo und Filippo II. meine persönlichen musikalischen Highlights während Verdis Oper in vier Akten. Doch dies ist nur mein Eindruck von einem durchaus gelungenen Abend auf der Wilhelmsburg.

 

Viele musikalische Grüße

Corina Wagner

 

upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/36/DE_BW_Ulm-Wilhelmsburg_1904.jpg

de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Ulm02.jpg&;filetimestamp=20100708111459

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05.05.2011 | 16:32
Klassik-Fans aufgepasst! Die Schubertiade Schwarzenberg 2011 lockt...
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Schubertiade Schwarzenberg 2011

 

Wer sich für Klassik begeistern kann und einmal in Schwarzenberg während der Schubertiade im Konzertsaal saß, wird wahrscheinlich zum Fan dieser einzigartigen Atmosphäre im Bregenzer Wald. Der Angelika-Kauffmann-Saal wirkt in seiner Holzbauweise schlicht, zählt aber zu den drei besten Kammermusiksälen Österreichs. 590 Zuhörern bietet der Konzertsaal während der Schubertiade eine grandiose Akustik, die mit der Londoner Wigmore Hall gern verglichen wird. Aus der ganzen Welt reisen jährlich ca. 45000 Klassikfans, so auch ich, nach Schwarzenberg an, um an etwa ca. 90 Veranstaltungen teilzunehmen. Innerhalb kürzester Zeit findet in dieser idyllischen Gegend eine Häufung von Liederabenden statt, die für höchste Qualität bürgt. Weltbekannte Sänger/innen verzaubern Menschen mit ihren stimmlichen Leistungen, die mit Kunstliedern von F. Schubert, R. Schuhmann, F. Liszt, G. Mahler, J. Brahms, R. Strauss, H. Wolf zum Beispiel absolut überzeugen. Die Schubertiade bietet noch viel mehr musikalische Begeisterung, so finden Kammerkonzerte und auch Klavierabende in Schwarzenberg statt. Nachwuchssänger/innen erhalten die Gelegenheit an Meisterkursen teilzunehmen. Dieses Jahr werden zwei Meisterkurse stattfinden. Die Schweizer Sopranistin und Hochschulprofessorin Edith Mathis (einst hervorragende Mozart-Interpretin), sowie die Lied- und Opernsängerlegende Prof. Dietrich Fischer-Dieskau werden unterrichten. Wer den beiden über die „musikalische Schulter" blicken möchte, sollte es nicht versäumen, sich Karten zu organisieren, wenn diese vor Publikum arbeiten. Da ich selbst eine klassische Gesangsausbildung genoss, sitze ich mit großer Begeisterung im Publikum, wenn z.B. Opernsänger wie auch Thomas Quasthoff junge begabte Menschen unterrichten.

Dieses Jahr findet die Schubertiade in Schwarzenberg vom 18. Juni - 3. Juli und vom 27. August - 11. September statt.

Am 22. und am 24 Juni werden die Liederabende z.B. von Silvia Schwartz, Bernarda Fink, Michael Schade und auch Thomas Quasthoff gestaltet. In dieser Besetzung werden die Künstler von Malcolm Martineau und Justus Zeyen jeweils am Flügel begeleitet. Werke von R. Schuhmann und J. Brahms stehen auf dem Programm. Die Schubertiade kann berauschend wie eine Droge wirken und deshalb werde ich auch in diesem Jahr wieder in den Bregenzer Wald fahren. Die Nebenwirkungen sind positiv zu bewerten, allerdings sollte man sich für Klassik begeistern können.

Nähere Informationen über weitere Veranstaltungen findet man im Internet unter:

www.schubertiade.at/

 

Eindrücke, die ich 2009 und 2010 in der Community bei ZEIT-online schilderte:

community.zeit.de/user/corina-wagner/beitrag/2010/09/09/schubertiade-%E2%80%93-meisterkurs-thomas-quasthoff?page=1

 

community.zeit.de/user/corina-wagner/beitrag/2009/09/05/meisterkurs-mit-prof-dietrich-fischerdieskau?page=1

 

Viele musikalische Grüße

Corina Wagner

 

 

 

 

 


 

Artikel, die ich bei ZEIT ONLINE zum Thema Musik veröffentlicht habe:

 





Kennen Sie das Theremin?
Von Corina Wagner 26.01.2011, 17.14 Uhr

Viele Menschen können im ersten Moment nichts mit dem Wort Theremin in Verbindung bringen.
Wenn Sie das Theremin-Spiel schon einmal life gesehen haben, dann wissen Sie natürlich dass dies kein Brettspiel ist, sondern ein Instrument.
Wahrscheinlich haben Sie die Klänge des Theremins bereits schon öfters unterschwellig wahrgenommen, ohne dies zu wissen. In Hollywood wird es z.B. in Filmmusiken eingesetzt. Wer die englische TV-Krimi-Serie „Inspektor Barnaby" kennt, weiß spätestens jetzt, dass dort das Theremin verwendet wurde.

Gestern hatte ich ein musikalisches Erlebnis der besonderen Art.

Ich traf mich das erste Mal mit Olga Wilhelm zu einem gemeinsamen Musizieren. Sie beherrscht das berührungsfreie Spiel des Theremins brillant. Ich stand in ihrem Arbeitszimmer und sah ihr total fasziniert zu, wie sie in der Luft mit den Fingern elektronische Töne produzierte - ohne dass sie das Instrument berührte. Völlige Konzentration erfordert das Theremin-Spiel. Jede Bewegung des Körpers nimmt das Instrument wahr, dies erfordert höchste Körperspannung.
Olga Wilhelm arbeit als freie Künstlerin, ist Musikpädagogin und Diplom-Musiklehrerin von Beruf.

Das Theremin-Spiel erlernte sie bei der führenden Virtuosin Lydia Kavina.
Lew Termen (1896-1993) war der Erfinder des Theremins und ist der Groß-Onkel von Lydia Kavina, die ihr perfektioniertes Wissen über das Instrument an Olga Wilhelm weitergab.
Lew Termen gilt als Wegbereiter für die Erfindungen von Synthesizer oder Drumcomputer. 1919/20 erfand er das Theremin im Labor für elektrische Schwingungen am Physikalisch-Technischen Institut in St. Petersburg. Zu diesem Zeitpunkt nannte er es noch Ätherophon.

Olga Wilhelms Repertoire kann sich absolut hören lassen: Von klassischen Stücken wie z.B. das „Ave Maria" von Schubert, über Folksongs und Jazz-Improvisationen bis hin zu absolut bekannten Titeln wie z.B. „Yesterday", "He Jude" von den Beatles...

An dieser Stelle möchte ich mich auch bei Olga herzlich bedanken - es war für mich ein außergewöhnlicher Vormittag, den ich nicht so schnell vergessen werde!

Mit musikalischen Grüßen
Corina Wagner

Quellen
http://de.wikipedia.org/wiki/Theremin
http://de.wikipedia.org/wiki/Leon_Theremin


Klangbeispiele:
Theremin-Solistin: Olga Wilhelm in Begleitung von Pianistin Natascha Getmann
https://www.youtube.com/watch?v=S_N4DpzwqCQ
https://www.youtube.com/watch?v=P6TZaUh0Z_g&feature=related
https://www.youtube.com/watch?v=wKXpt9AJgTE
https://www.youtube.com/watch?v=HTaSHQDVR4w&feature=related
http://www.art-prom.de/app-angebote%20musik%20%2814-ver%29%20Olga%20Wilhelm%20und%20Natascha%20Getmann.html

 

 



Preisträgerkonzert - Vokalband JuiceBox
Von Corina Wagner 16.01.2011, 22.35 Uhr

Am Freitagabend war es nun endlich so weit. Die Sieger des A-Cappella-Awards Ulm 2010 glänzten in ihrem Preisträgerkonzert im Ulmer Theatro.
Das 6-köpfige Team JuiceBox aus Hannover überzeugte am 10. Oktober vergangen Jahres im ausverkauften Roxy nicht nur das Publikum, sondern wohl auch karrierefördernd die Fachjuroren.
Alexandra Deike, Lucie Schäfer, Joachim Rust, Frank Katemann, René Heller und Steffen Feindt, diese Namen sollte man sich merken, wenn man Vokalmusik mag. Die jungen Musiker/innen zeigten sich wie kein anderes A-Cappella-Ensemble mit einer lobenswerten Vielfältigkeit. Während des Wettbewerbs sangen sie vier selbstkomponierte englischsprachige Songs. Die perfekte Percussion überzeugte wohl letztendlich auch.
So war es auch nicht verwunderlich, dass das Konzert nun am Freitagabend im Herzen Ulms gut besucht war. Das Publikum erwartete junge talentierte Musiker, die ein außergewöhnliches Repertoire anbieten. Nichts Kopiertes - Selbstkomponiertes überrascht das Publikum. Von Jazz über Soul bis hin zu Technosound wurden beim Preisträgerkonzert u. a. etliche Stilrichtungen per menschlicher Stimme ohne Zusatz von Instrumenten geboten. So hörte man u. a. einen ausgezeichneten groovenden Bass. Die warme Stimme von Alexandra Deike überzeugte, genauso wie z.B. das „E-Gittarensolo" der Jüngsten in der Band oder z.B. die super Beatboxgeräusche. Jedes einzelne Ensemblemitglied brillierte auf seine eigene musikalische Weise. Die musikalischen Geschmäcker sind absolut verschieden, so gibt es bestimmt den ein oder anderen winzig kleinen Kritikpunkt, den die jungen Bandmitglieder entweder als gut gemeinten Verbesserungsvorschlag annehmen oder einfach verdrängen sollten, denn das Gesamtpaket an sich - war bzw. ist stimmig. Ich z. B. habe einen Song mit deutschem Text vermisst und könnte mir diesen bei einem Auftritt (in Deutschland) - sehr gut bei der Zugabe am Ende des Konzerts vorstellen. So unter dem Motto - „Wir können auch super Texte auf Deutsch verfassen!"
Eine kurze Verzögerung des Konzertbeginns entschädigte mit hoher Konzentration, Charme und Musikalität.
Die Deutsche Bahn war übrigens an der Verzögerung schuld - Triebkopfschaden an einem ICE. Ein Mitglied der Vokal-Band kam deshalb aus Richtung Hannover viel zu spät in Ulm an. Der junge Musiker hetzte vom Bahnhof zum Veranstaltungsort (ca. 5-7 Minuten Fußweg) und musste gleich auf die Bühne. So fiel vermutlich eine gemeinsame Stellprobe aus bzw. lagen vielleicht sogar die Nerven dezent blank. Kommt er noch oder kommt er nicht... in Ulm an...
Doch dies merkte man keinen einzigen Moment auf der Bühne. Sehr souverän zogen die jungen Vollblutmusiker ihr Bühnenprogramm durch. Wer nicht nur weiche Balladen hören möchte, sondern auch Swing oder Hip-Hop wird von den Bandmitgliedern nicht enttäuscht. Einen Konzertbesuch kann ich absolut empfehlen und ein Klick auf die Homepage ermöglicht zum Beispiel nicht nur den Kauf einer CD, sondern gewährt Hörproben.
Folgende Worte stehen auf der Homepage von JuiceBox:
"Die musikalischen Einflüsse jedes Einzelnen aus der Band sind essenziell für den Werdeprozess unserer Musik. Da wir untereinander recht verschieden sind, ist es spannend zu beobachten, wie jeder Einzelne einen Song auf seine eigene Art und Weise interpretiert und ihm seinen Stempel aufdrückt - gegenseitige Befruchtung! So entstehen Farben und Sounds, Grooves und neue Ideen die dazu einladen, wieder etwas auszuprobieren."
Vermutlich ist dieses „Stempelaufdrücken" genau die richtige Wahl für die wachsende Popularität und das Einheimsen von Auszeichnungen:
Publikumspreis beim A-Cappella-Award (Ulm, 1o.1o.2o1o)
1. Platz beim A-Cappella-Award (Ulm, 1o.1o.2o1o)
1. Platz beim German A-Cappella Bundescontest (Sendenhorst, 2o.o6.2o1o)
1. Platz beim 4. Internationalen A-Cappella-Wettbewerb (Leipzig, 21.o5.2o1o)
1. Platz beim 8. Deutscher Chorwettbewerb, Kategorie "Vokalensembles - Jazz-vokal etc." (Dortmund, 15.o5.2o1o)
1. Platz beim German A-Cappella Landescontest (Achim, 16.o1.2o1o)
1. Platz beim niedersächsischen Landesausscheid zum Deutschen Chorwettbewerb (Lüneburg, 27.o9.2oo9)
http://www.juicebo-x.de/

Es war ein bewegungsfreundliches Konzert, bei dem man Gott sei Dank nicht still sitzen musste, stehen konnte und sich im Takt der Musik bewegen durfte, denn dies war absolut erwünscht...;-)

Ich wünsche der Vokalband JuiceBox auf ihrem weiteren musikalischen Weg alles Liebe und Gute!

Corina Wagner


Schubertiade - Meisterkurs Thomas Quasthoff
Von Corina Wagner 09.09.2010, 16.01 Uhr

 

Ein Festival der besonderen Art, so nennt man die Schubertiade im Bregenzer Wald. Jährlich strömen in den österreichischen Ort Schwarzenberg knapp 45000 Besucher, die an etwa 90 Veranstaltungen teilnehmen. Nirgendwo sonst finden Zuhörer innerhalb kürzester Zeit eine bemerkenswerte große Anzahl von Liederabenden, die von den besten Sängern der Welt gestaltet werden. Wer einmal vor Ort war, kommt wohl immer wieder...
Es ist bestimmt nicht nur der Nebel, der in Schwarzenberg aufwartet und eine Schar von Menschen verschiedener Nationalitäten in den Angelika-Kauffmann-Saal drängt. Musikbegeisterte Leute, die mehrere Stunden freiwillig beim Üben junger Musiker zuhören, so wie ich, die auch wieder zum Festival angereist ist. Wenigstens einen Vormittag im Meisterkurs von Herrn Prof. Thomas Quasthoff sitzen und die einzigartige Akustik des Konzertsaales genießen, wenn der begnadete Sänger Quasthoff mit seinen Schülern übt. Am Mittwoch, den 08. September 2010 begann wieder ein neuer Übungstag des Meisterkurses gegen 10 Uhr. Junge fröhliche Musizierende setzten sich kurz vor Beginn in die erste Reihe, warteten brav bis Thomas Quasthoff (Bariton) und Justus Zeyen (Pianist und Liedbegleiter) die Bühne betraten. Ich saß in Reihe 4, genau in der Mitte des Konzertsaals, sodass ich die Schüler, als auch die beiden Lehrmeister im Blickfeld hatte. Ich konnte jedes Mimikspiel, jede kleinste Bewegung Quasthoffs sehen und gleichzeitig auch den oder die Schüler/in beim Singen beobachten. Nur die Klavierbegleitungen, diese konnte ich nicht genau verfolgen, dafür sah ich aber die Gesichtsregungen von Justus Zeyen bestens. Die Dialoge zwischen ihm und Quasthoff waren göttlich und lockerten den Meisterkurs auf. Absichtlich möchte ich in diesem Beitrag nicht auf die einzelnen begabten Schüler eingehen. Von diesen jungen Sängern/Sängerinnen wird man in Zukunft sicherlich noch positive Presseberichte lesen. Es gäbe Vieles über jede/n zu berichten, aber mein Bestreben ist es, Ihnen das Wirken von Herrn Quasthoff näher zu bringen. Ein grandioser Lehrmeister, der es versteht, die Gabe besitzt - Schwachstellen, sei es u.a. in der Gestik, Mundstellung bzw. Atemfehler, Haltung oder z.B. der Aussprache beim Singen von Liedern, den Schülern so zu erklären, dass sie es verinnerlichen und auch umsetzen können.
Nicht alle Menschen kennen den deutschen Sänger Quasthoff. Eine Bildungslücke?
Wer sich mit klassischer Musik beschäftigt, kommt an dem Namen Thomas Quasthoff nicht mehr vorbei, dies war nicht immer so. Seine Karriere begann er in Amerika, erst dann wurde die deutsche Musikwelt auf die einzigartige und sehr ausdruckstarke Stimme aufmerksam. Seine Bandbreite ist bemerkenswert und faszinierend zu gleich. Ja, ich gebe zu, dass ich in diese Stimme verliebt bin. Jede Note, die er im Meisterkurs für die Schüler und das Publikum sang, ließ mich als Sopranistin dahin schmelzen.
„Eine Stimme wie Honig und Stahl", diese Worte stehen auf seiner Homepage. Thomas Quasthoff gewann nicht umsonst 1988 den 1. Platz beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD. So ist es auch kein musikalisches Wunder, dass er danach zahlreiche Künstler- und Ehrenpreise wie mehrere Klassik-Echos sein Eigen nennen darf. 1996 den Schostakowitsch-Preis in Moskau oder z.B. den Grammy-Award (höchste internationale Auszeichnung für Künstler) erhielt. Letzteren Preis wurde ihm schon drei Mal überreicht. Das Bundesverdienstkreuz erhielt er 2005 und im Jahr 2009 folgte der Herbert-von-Karajan-Preis in Baden-Baden und wäre dies nicht schon genug, verlieh man ihm den Ehrentitel zum Kammersänger in Wien. Seit Herbst 2004 arbeitet er an der Hanns Eisler Hochschule in Berlin und seine ganze Aufmerksamkeit gilt dort dem Sängernachwuchs.
Professor Thomas Quasthof hat in Berlin einen Liedwettbewerb ins Leben gerufen, der erstmals 2009 in der Hauptstadt stattfand, er ist nun für alle zwei Jahre geplant.

Wer annimmt, dass nun aufgrund der vielen Auszeichnungen - ein arroganter Sänger seine Schüler im Meisterkurs während der Schubertiade malträtieren würde, den oder die muss ich gutgelaunt enttäuschen.
Mit viel Humor, aber auch mit großer Präzision und starker Intensität arbeitete Thomas Quasthoff mit seinen Schülern auf der Bühne nicht nur an den interpretatorischen, sondern auch an den technischen Details des klassischen Gesangs. Mein persönlicher Fokus richtet sich nun auf die Bemerkungen, die der grandiose Bariton den Schülern bzw. dem Publikum darbot.
Hier nun der Versuch einige Worte wieder zugeben, die ich beim Proben hören durfte.
Ein junger Sänger wurde z.B. ermahnt, dass er noch zuviel Spannung auf den Lippen hätte und wurde sogleich von Quasthoff gefragt, ob er in den Ferien wohl zuviel geknutscht hätte.
Worte zur Gesichtsmimik: Quasthoff sang: Tri Tra Tralla und verglich den Mund des Sängers beim Singen mit einer Spitzmaus.
Ein Jüngling liebt ein Mädchen. „Da ist emotional alles drin."
Und Quasthoff hatte absolut Recht, denn seine eigene Interpretation des Stücks war genial.
So kam es auch, dass er im Bezug auf die Klavierbegleitung erklärte, dass er das Bild einer Bauerndiele vor Augen hätte, die früher bei Tanzveranstaltungen genutzt wurde. „Das Bollern muss man hören können..." Und stampfte mit den Füßen auf, sagte dann noch:
„Es ist nicht lyrisch!"
Dann unterbrach er z.B. einen anderen Meisterkursschüler beim Liedvortrag und sagte zu ihm: „Hey! Wir sind nicht in Bayreuth!" Alle Zuhörer lachten und diese erheiternde Phase zog sich wie ein Leitfaden durch den Meisterkurs.
Darauf fing der Sänger erneut an: „Ich grolle nicht ...", passte dann irgendwie und ich musste vermutlich nicht einsam grinsen, da Quasthoffs Gesichtsmimik immer wieder das Publikum in seinen Bann zog. Minuten später ermahnte Quasthoff den Schüler erneut und erwähnte wieder das Wort Bayreuth. Dies war auch ein Stichwort für eine schöne Anekdote, die das Publikum zum Lachen animierte. Die Geschichte betraf die unbequemen Stühle in Bayreuth.
„Und müssten die Blumen, die Kleinen...
So sang der Schüler. „nur eine kennt meinen Schmerz..."
Das Publikum sollte dies auch spüren.
Deshalb erwähnte Quasthoff wohl auch, dass der Schmerz eines Mannes bei einem eingerissenen Fingernagel oftmals so schlimm wäre, so wie bei zwei Blindarmoperationen. Und Justus Zeyen gab noch zum Besten: „Ohne Narkose!"
So kircherte das Publikum ein weiteres Mal und wurde durch den Gesang eines jungen Talentes belohnt.
Kritik gab es häufiger während des Meisterkurses im Bezug auch auf den Ausdruck beim Singen, so machte Prof. Quasthoff einen jungen Sänger darauf aufmerksam, dass man nicht in der Gegend herumstarren soll, sondern vorzugsweise eine Person im Publikum während des Singens fixieren soll. Sein Tipp für den jungen Mann: z.B. ein hübsches Mädchen ansehen oder ein schöne Frau. Einwurf von Justus Zeyen zu diesem Vorschlag: „oder ein schönes Stück Holz..."
Nach Kritik an den Schülern fielen aber auch herzallerliebste Worte des Bartions: „Ich bin auch ganz lieb!" Deshalb gab es auch zwischendurch einige Umarmungen zwischen Lehrmeister und Schülern, diese Szenen waren jedes Mal aufs Neue schön anzuschauen. Man merkte, dass es zwischen Schülern und Meister „menschelte".
Während des Übens des Gesangstückes war eine Schülerin beim Wiederholen der Phrase nicht ganz bei der Sache und fragte: „Wo bin ich jetzt?" Und Quasthoff antworte spontan: „Im Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg."
Das Gelächter im Saal war unüberhörbar. Einige Töne später sagte er:„Nicht wie Operette bitte!"
„Unterkiefer locker lassen..."
Ein anderer begabter Schüler sang: „Dein Bild ist wunderseelig..." und wirkte dabei ziemlich schüchtern.
Quasthoff erwähnte, dass er den jungen Mann schon auf der Bühne ganz anders erlebte und er von ihm damals tief beeindruckt war. So kam ihm folgender Spruch über die Lippen: „Jakob, lass doch mal die Sau raus!" Dies erwähnte er dann im Verlauf des Stückes zweimal. Tatsächlich zeigte dies beachtliche Wirkung. Nach Beendigung des Liedes gab es für den jungen Sänger großen Beifall. Während des Übens mit jenem jungen Mann erwähnte der Lehrmeister, dass es beim Singen um die physische und emotionale Präsenz geht.
Während der Erläuterungen bezüglich des Transportes von Gefühlen beim Singen, sah er ins Publikum und sein Gesichtsmimik wirkte emotionslos, sagte dann bewusst: „Sie können ja auch erahnen, was ich meine." Einfach göttlich! Auf diese Art und Weise dem Schüler zu zeigen, wie man als Künstler - Körpersprache dem Publikum näher bringt.
Humor hilft beim Lernen, dies kann ich nur bestätigen.
„...sag mal frisch!" „Frisch!"
„Kennst Du Rotbäckchen Saft?" Es folgte eine Erklärung über rote Wangen...
„Es soll frisch und fröhlich sein!"
Der junge Sänger hatte Anfangs Schwierigkeiten aus sich heraus zu gehen. Er blockierte sich selbst und dachte zu viel nach, was er wohl da auf der Bühne mache. Warum und weswegen wurde kurz debattiert.
Ich kenne diese Situation und nenne dies „Kopfkino" während des Singens.
Später kamen noch Worte zum Thema wie z.B. : "Du denkst zuviel beim Singen. Musik machen! Musik nicht denken! Bitte nicht denken! Dabei schnitt der Lehrmeister des Gesangs eine Grimasse.
Oder Worte wie „Lass bitte den Flügel los, der ist noch nicht bezahlt.", folgten.
Hierzu erzählte er, dass er lieber bei einem Liederabend auch mal die Noten vor sich stellt, obwohl er textsicher ist, aber nur für den Fall der Fälle, sodass er trotz alledem mit Ausdruck singen kann und seine Aufmerksamkeit dem Publikum gilt. Er erzählte von einem bekannten deutschen Sänger, der meinte, er müsse während eines gemeinsamen Liederabends seine Noten in den geöffneten Flügel ablegen. Während des gesamten Liedvortrags war wohl jener Sänger damit beschäftigt, den Text zu finden. Er stand also seitlich zum Publikum, suchte hier und da Kontakt zum Publikum. Allerdings galt sein Blick mit gesenktem Kopf mehr dem geöffneten Begleitinstrument.
Manchmal kommt es nur ein bisschen auf die Haltung an und schwups, wird die Stimme noch schöner. In jenem Fall kam die warme Bassstimme des Schülers noch mehr zur Geltung.
„Ich bin halb so groß wie Du und singe doppelt so laut, so der Hinweis für den Schüler.
Wie groß bist Du?" „1,85 m groß!", gab der junge Sänger zur Antwort.
„Ich bin nur 1,35 m groß. Da kann doch irgendetwas nicht bei Dir stimmen. Schulterblätter zurück, gerade hinstellen..."
Beim Üben mit diesem jungen Mann hätte man im Konzertsaal eine Stecknadel fallen hören können, als Thomas Quasthoff über den Beginn seiner Karriere erzählte. Er wollte dem jungen Mann näher bringen, wie wichtig es ist, dass man mit Ausdruck singt und sich nicht schüchtern präsentieren soll. Nach vorne gesengte Schultern können auch Schüchternheit, Ängstlichkeit signalisieren. Er erzählte, dass er aufgrund seiner Behinderung sich lange überlegt hat, ob er sein Aussehen dem Publikum zumuten kann. Ob ihn alle Leute anstarren, wenn er singt und diese von seinem Erscheinungsbild geschockt sind. Er sagte, wenn sie nach dem ersten Konzert wieder kommen, dann muss es an der Stimme, dem Können, dem Ausdruck liegen.
Er machte dem jungen Sänger Mut und suggerierte ihm, dass kein Grund bestünde, so schüchtern auf der Bühne zu agieren. Er sei ein gut aussehender junger Mann mit einer tollen Stimme und diese Aussage kann ich durchaus bestätigen.
„Da schauert sein Ross" wieder so ein bestimmter Textauszug, der mit viel Ausdruck gesungen werden sollte.
Der Meisterschüler sang diese Stelle zu zaghaft. Lehrmeister Quasthoff schauerte es an jener Stelle im Lied nicht genug, mir übrigens auch nicht und so sagte er:
„ Stell Dir vor, Du erwachst morgens. Nase an Nase, also Du quasi neben Frau Merkel... ,wenn Du aufwachst..."
Nicht jeder teilte wohl den Humor mit Herrn Quasthoff, aber mal ganz ehrlich nachgedacht. Welcher junge hübsche Mann möchte Nase an Nase ...mit der Bundeskanzlerin erwachen? Ich konnte diese Idee nachvollziehen.
Das Publikum im Meisterkurs kam länger als geplant in den Genuss der unterhaltsamen Vorgehensweise beider Lehrmeister. Der Pianist Justus Zeyen korrigierte natürlich auch die jungen Klavierbegleiter, dies übrigens auch in vorzüglicher Art und Weise.
Gegen 13 Uhr sollte der Kurs zu Ende sein, doch wurde er eine halbe Stunde überzogen. Zwischendurch gab es ein Pause von 10 Minuten. Die Zeit verging unglaublich schnell, keine Sekunde der Langweile kam auf, ganz im Gegenteil!
Prof. Quasthoff ging auch mehrmals auf das Publikum ein, da z.B. während der Veranstaltung im Saal geniest wurde. Jedes Mal sagte er hocherfreut: „Gesundheit" und stellte im Laufe der Zeit fest, dass sich wohl einige Allergiker im Publikum befanden. Einmal klingelte sogar das Handy und er fletschte die Zähne und nicht nur ich schüttelte den Kopf bezüglich des Geräusches. Es gibt immer noch Leute, die ihr Handy z.B. bei Konzerten nicht ausstellen können und diese Tatsache nervt mich sehr. Außerdem schaute er ins Publikum, fragte dann: Warum müssen die Leute immer ausgerechnet ihre Bonbons während einer Piano Stelle auspacken? Und warum wird usgerechnet immer bei den Pianissimo Stellen die Nase geputzt? Nie bei den Fortissimo Stellen... Da gab es ein zustimmendes Raunen im Saal.
Sänger und Sängerinnen sind vor dem lieben Publikum nie sicher und immer wieder geschehen unvorhergesehene Ereignisse, habe darüber selbst schon einige Anekdoten verfasst. Die Devise heißt immer: Ruhe bewahren und wenn möglich Weitersingen, dies hat mir auch vor Jahrzehnten meine Gesangslehrerin eingetrichtert.
Herr Quasthoff gestalte in Schwarzenberg während der Schubertiade einen Liederabend mit Justus Zeyen und sang die Winterreise von Franz Schubert, dies erwähnte er während des Meisterkurses. Allerdings auch, dass er solch einen Liederabend auch schon ganz anders in Erinnerung behalten hätte. Gerade als er sehr gefühlvoll sang, stand eine Dame in der zweiten Reihe auf. Laut Quasthoff sah sie grün im Gesicht aus. Sie würgte und währenddessen er gefühlsbetont weitersang, er als Sänger alles auf der Bühne gab, interessierte sich das Publikum überhaupt nicht mehr für ihn. Alle starrten auf die Dame, die dann den Konzertsaal Richtung Ausgang verließ. Kaum hatte sie die Tür geschlossen, hörte man von Draußen diese gewissen Geräusche. Herr Quasthoff sagte dann so schön: „Das war das einzigste Mal, dass jemand meine Winterreise zum Kotzen fand!"
Mein Fazit im Blick auf das Ticket für 12 Euro. Es war eine gelungene Veranstaltung, die nicht nur tolle Nachwuchssänger bot, sondern zwei Meister, die mit viel Können, Charme und Witz nicht nur die Schüler begeistern können.
Gegen 14.30 Uhr hatte ich in der Kirche Heiligste Dreifaltigkeit in Schwarzenberg auch ein schönes Erlebnis. Eine Marotte von mir ist, dass ich immer zu Ehren Gottes ein Lied singe, wenn ich einen Ort besichtigte. Vergangenes Jahr hatte ich keine Gelegenheit die
Kirche in Schwarzenberg zu besichtigen. Gestern Nachmittag betrat ich die Kirche als eine Reisegruppe gerade Richtung Ausgang ging. Vor dem Altarraum waren drei Personen, diese fotografierten die Bilder. Ich sang mein Standartlied Panis angelicus von Cesar Frank, dies geht immer- auch mit vollem Bauch, hatte erst gegen 14 Uhr ein großzügiges Vorarlberger Mittagessen.
Nach dem Lied wurde ich von wildfremden Menschen auf Deutsch angesprochen, ob ich nicht noch ein Lied zum Besten geben könnte, dies tat ich dann auch. Ich sang dann Rinaldo von Händel. Zwischenzeitlich kamen internationale Schubertiade Fans in die Kirche und anschließend kamen Worte wie: „Very good, very good" und Frau Wagner verließ schmunzelnd diese Kirche.

 

 


 

Musik, die Sprache der Gefühle
Von Corina Wagner 30.08.2010, 23.32 Uhr

 


Musiker/Musikerinnen können vermutlich auch ohne die Erkenntnis von Hirnforschern oder Psychologen bestätigen, dass diese eine emotionale Wirkung der Töne ermöglichen können, sodass sie nicht nur bei einzelnen Personen„Gänsehautfeeling" auslösen können, sondern sogar bei Menschenmassen. Auch die spontane Tränenproduktion der Zuhörer/innen können Musiker/innen mit ihren Tönen anregen. So bezeichnet man auch die Musik als ein globales Phänomen des Gehirns. Allerdings hat nicht jede/r Musizierende diese Begabung - Gefühle zu transportieren, sodass Zuhörer/innen von deren Tönen, ob nun instrumental oder stimmlich, dermaßen überwältigt sind, dass diese in Euphorie z.B. erstarren oder völlig ungehemmt agieren.. Es gibt z.B. Geiger/innen, die bringen während eines Solostücks ihre Geige zum Weinen, sodass das Publikum völlig aufgelöst in einem Konzert ausharrt. Der so genannte „einkalkulierte Taschentucheffekt" wird erzielt und steigert das Selbstbewusstsein der Künstler in jeder Fachrichtung. Vladimir Anohin ist mit seiner Geige in der Lage, solche nicht erwarteten Überraschungsmomente zu zaubern.
http://www.anochin.de/index2.html
https://www.youtube.com/watch?v=5yMF9qxXX3U

Es gibt Menschen, die normalerweise als sehr zurückhaltend gelten und unauffällig durch Leben gehen, aber wehe, sie hören Jazzmusik. Sie sind wie ausgewechselt, nicht wieder zu erkennen. Dies liegt wohl an den „Urtönen", die ihnen aus bekannten Melodien suggeriert werden z.B. Musicals. Diese Suggestion aktiviert einen Impuls im Körper, der die Bein- und Armtätigkeiten beeinträchtigt, sodass diese Zuhörer/innen nicht mehr ruhig stehen oder sitzen bleiben. Immer wieder erkennen die Zuhörer Fetzen bekannter Melodien und rasten dann wippend förmlich aus. Emotionen pur...
https://www.youtube.com/user/jazzecho?v=XzdMsHtxsow&feature=pyv&ad=6068730618&kw=jazz&gclid=CPrKqaKH4qMCFQ4eZwodGjxVww
https://www.youtube.com/watch?v=RESX8YroSCQ

Wie wirkt das überwältigende Gefühl des gemeinsamen „Gehen...Lassens", das „Durchhänge-Gefühl mit Dauerbeschallung", z.B bei Veranstaltungen wie WACKEN OPEN AIR?
Wacken ist das größte Rockkonzert der Welt. Wer dort mit all den anderen Rockfans anreist, erlebt Gefühlsausbrüche jeglicher Art. Jedes Jahr gibt es eine unüberschaubare Auswahl von Rock- und Metalbands, die auf dem Heavy-Metal-Kult-Festival für absolute Stimmungsschwankungen sorgen können. In Wacken auf dem Acker ist alles möglich und dies liegt bestimmt nicht nur am Alkoholkonsum und mangelnder Hygiene.
https://www.youtube.com/watch?v=DFZmZEWuIEc

Volksmusik kann Herzen zum Schmelzen bringen und Omis zum Weinen animieren, wer sich daran erfreut, dem sei es gegönnt. Schürzenjäger und Freunde können Menschmengen mit ihren Songs berühren. „Träume sind stärker"
https://www.youtube.com/watch?v=vWmeZtDfmQ8

Im Mai dieses Jahres starb eine der erfolgreichsten deutschen Sängerinnen, die nach Kriegsende ihre Karriere begann. Hirnforscher und Psychologen würden mir bestätigen, dass die ausgezeichnete Sängerin Emotionen transportieren konnte.
Unauffällig, als hätte sie kaum existiert... - Anneliese Rothenberger
Die aus Mannheim stammende Sopranistin gab ihr Debüt am Stadttheater Koblenz. Danach wurde sie 1948 Ensemble-Mitglied der Hamburger Staatsoper. 1956 wechselte sich nach Düsseldorf und ein Jahr später nach Wien. Zwischenzeitlich wirkte sie auch im Jahr 1952 erstmals bei den Edinburgh-Festspielen mit, sodass der musische Grundstein für ihre internationale Karriere gelegt wurde. Kurze Zeit später folgte eine Einladung zu den Salzburger Festspielen. Anneliese Rothenberger gab 1960 in New York in der Srauss Oper Arabella als „Zdenka" ein umjubeltes Debüt. R. Strauss und Mozart, diese beiden Komponisten wurden ihr musikalisches Steckenpferd. Sie wurde eine hervorragende Interpretin. Eine zweite Karriere strebte sie in den 70er Jahren im Fernsehen an. Dort konnte man sie in Sendungen wie „Anneliese Rothenberger gibt sich die Ehre" oder z.B. „Traumland Operette" sehen und hören. 1983 beendete sie ihre Opernkarriere und widmete sich ihrem Hobby der Malerei. Ihre Bilder konnte man bislang in der Nähe ihres Wohnortes u.a. auch auf der Insel Mainau in Ausstellungen bewundern.
Sie starb im Alter von 83 Jahren und hinterlässt ein Vermächtnis an stimmlichen Erinnerungen, die uns dank alter Tonbandaufnahmen erhalten bleiben. Anneliese Rothenberger überzeugte mit ihrem Sopran in den höchsten Tönen mit einer Leichtigkeit, die sie dank einer hervorragenden Technik beherrschte.


https://www.youtube.com/watch?v=er-cK5ry7jg&feature=related
https://www.youtube.com/watch?v=L-0hy3ADk9o&feature=related
https://www.youtube.com/watch?v=R4SN7lPoAKg&feature=related
https://www.youtube.com/watch?v=UgKlSN06emo&feature=related


 

 


 

 

Oratorium Moses - Ein Klangerlebnis aus der Gründerzeit
Von Corina Wagner 19.07.2010, 10.37 Uhr

 

Oratorien sind nicht jedermanns musikalischer Geschmack. Manche ziehen in den samstäglichen Abendstunden lieber ein Pop- oder Rockkonzert aktueller Bands vor.
Wer sich aber für die Musik von Max Bruch (1838-1920) begeistern kann, bekam nun einen musikalischen Leckerbissen im traditionellen Schwörkonzert (Ulmer Münster) serviert. Moses, das Oratorium, op.67 (1894) wurde in Ulm unter der Leitung von Friedemann Johannes Wieland aufgeführt. Max Bruch war ein wahrer Meister für große Gesangsmusik und dies spürt man sofort, wer sich von dem Klangerlebnis verzaubern lässt. Warum dieses Werk nicht bereits Jahrzehnte zuvor im Münster aufgeführt wurde, stellt sich wohl nun jeder, der von diesem Oratorium durch pure Romantik berührt und mit einer herrlichen Klangvielfalt verwöhnt wurde. 1890 wurde in Ulm der Westturm des Münsters fertig gestellt und zählt seit jener Zeit zum höchsten Kirchturm der Welt. 4 Jahre später wurde Moses uraufgeführt. Menschliche Leistungen von ganz unterschiedlicher Art und Weise.
Bevor ich auf die Eindrücke während der Ulmer Erstaufführung eingehe, möchte ich für all jene, die mit Bruchs Biografie kaum vertraut sind oder den klassizistisch-romantischen Stil Bruchs nicht kennen, kurz eingehen.
Max Bruch wurde 1838 in Köln geboren und lebte in der rheinischen Gesellschaft der Gründerzeit. In jener Zeit war er der meistgeschätzte Komponist, so agierte er nicht nur als Musiklehrer, sondern als Dirigent, Chorleiter, Hofkapellmeister und Musikdirektor. Er übernahm leitende Funktionen in Liverpool, Berlin, Sondershausen, Breslau und 1891 ernannte man ihn an der Akademie der Künste in Berlin zum Professor für Komposition. Bruch wurde seinerzeit mit Auszeichnungen und Ehrungen überhäuft. Als er 1920 starb, hinterließ er ein stattliches Œuvre.
32 gedruckte Instrumentalwerke wie Suiten, Tänze bzw. Sinfonien. Der überwiegende Teil seines Schaffens widmete er der weltlichen Vokalmusik, die er durch Hymnen, Solo- und Chorlieder, Opern Kantanten z.B. bereicherte.
Da zur damaligen Zeit heroische Gestalten beliebt waren, komponierte er fünf Oratorien "modebezogen".
So entstand nicht nur das Oratorium Moses, sondern Bruch komponierte die weiteren Werke Arminius, Achilleus, Odysseus und Gustav Adolf. Die Uraufführung des Oratoriums Moses fand am 8. Januar 1895 unter der Leitung Bruchs in Barmen statt. Weitere Aufführungen folgten damals in Köln, Bonn, Baltimore, Düsseldorf, Schwerin, Berlin und Gotha innerhalb eines Jahres.
Zurück zur Erstaufführung im Ulmer Münster am 17.Juli 2010. Die alte Oratorienkunst, die Bruch in spät romantischer Klangatmosphäre schuf, wird hauptsächlich durch einen großen Chor getragen.
Der Motettenchor der Münsterkantorei, als auch der Oratorienchor erzielten während des Gesamtstücks, dass ohne eine kurze Pause aufgeführt wurde, chorische Höchstleistungen. Mit ca. 120 Sänger- und Sängerinnen sang er stimmlich am Limit und dies bedeutete zeitgleich für den Zuhörer immer wieder einmal Gänsehautfeeling. Die Gesamtbreite, die ein guter Chor bieten sollte, wurde von Dirigent Wieland völlig ausgeschöpft. Grandios z.B. die Chorstelle „Feste, Feste woll'n wir feiern, Kränze tragen, eh' sie welken!" Ein Aufblühen des Chors trotz zwischenzeitlicher Dramatik, leicht und spielerisch. „ff", dieses Zeichen laut Chorpartitur traf die Zuhörer im Münster in dramatischen Phasen mit voller Klangwucht und verfehlte keineswegs die positive Wirkung.
Die klangliche Umsetzung bzw. die instrumentale Gestaltung durch das Philharmonische Orchester der Stadt Ulm wurde zum absolut hörbaren Vergnügen während der gesamten Aufführung. Eine große Leistung vollbrachte Dirigent Wieland wohl auch im Bezug auf die Klangbalance im Münster, die von ihm meisterlich mit dem Philharmonischen Orchester gelungen ist. Breite Tempi oder z.B. die zum Teil sehr leisen Stellen trugen zu kleinen musikalischen Highlights, dank der musikalischen Umsetzung der Philharmoniker bei. Berauschend romantisch schön spielte nicht nur das Orchester, sondern der stimmliche Höhepunkt würdigte wohl die warme Bassstimme, die Moses verkörperte. Ekkehard Abele (Saarbrücken) überzeugte großartig, absolut ausdruckstark erlebte man die vierteilige Lebensgeschichte Moses, der er Leben einhauchte. Innerhalb der zweieinviertelstündigen Aufführung gelang es Abele immer wieder aufs Neue, trotz stellenweise großer Dramatik, dem Zuhörer warme, unter die Haut gehende Basstöne zu kredenzen. An seiner hervorragenden lyrischen Ausdruckkraft konnte wohl niemand zweifeln. So kam es auch, dass wohl Gernot Heinrich (Wien) als Aaron mit seinem leichten Charaktertenor an jenem Abend etwas blass wirkte. Moses stahl auch dem Engel viel Glanz, obwohl es an Sabine Ritterbusch (Detmold) Leistungen kaum etwas zu bemängeln gab. Im zweiten Teil des Oratoriums berührte sie wohl jeden Konzertteilnehmer im Land der Verheißung. Unterstützt wurde sie dabei von Michael Mages (Flensburg) an der Orgel, der ein himmlisches Orgelspiel absolvierte. Man sah förmlich den Engel mit einem voluminösen Sopranklang, der wohl noch im letzten Winkel des Münsters hallte.
Der sehr lang anhaltende Applaus spiegelte wohl das Klangerlebnis wieder. Obwohl einige Zuhörer lange im Münster ausharrten. Mein frühzeitiges Erscheinen im Münster, um in Preisgruppe 1 (21 Euro) noch einen akustisch günstigen Platz zu ergattern, zahlte sich letztendlich in der vierten Reihe tatsächlich aus.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmte, obwohl ich etwas eingezwängt saß. Diese Kritik ist berechtigt, da übergewichtige Personen bei der Sitzplatz-Kalkulierung nicht bedacht wurden.
Eine sehr stabile Dame hatte mit mir auf der Kirchenbank während der Gesamtdauer von zweieinhalb Stunden mal mehr oder weniger Körperkontakt. ;-)

 

 

 


 

LaLeLu a cappella comedy - Ohrenschmaus und Bauchmuskeltraining zugleich...
Von Corina Wagner 02.05.2010, 00.45 Uhr


Kleinkunst vom Feinsten wurde gestern im Pfleghof/Langenau geboten.
Für Künstler, die auf Tour sind, bedeutet diese geschätzte Anlaufstelle, dass sie dem interessierten Publikum ihre Kunst auf engerem Raum näher bringen müssen bzw. können. Der Raum fasst ca. 130 Personen, wenn alle Plätze ausverkauft sind, wie es gestern Abend der Fall war. Von der Bühne aus - kann nach Lust und Laune agiert werden. Somit wird eine kuschelige Atmosphäre geschaffen.
Künstler sind immer auf dem Sprung und das Publikum hat eigentlich keine Möglichkeit der Vernachlässigung zu frönen, so mein persönlicher Eindruck. Es sei denn man verlässt fluchtartig den Raum, der über eine Treppe erreichbar ist. So waren wohl aufgrund des tobenden Applauses alljene Personen hellwach, als das Ensemble LaLeLu auf der Bühne erschien. Ein souveräner Auftritt zu Anfang überzeugte sofort das Publikum und dieses wurde im Verlauf der Veranstaltung mit künstlerischen Höchstleistungen belohnt. Die Akustik ließ während des zweistündigen Programms nichts vermissen. GRUNDLOS EITEL - Das Deutschlandprogramm überzeugte nicht nur mich! Nebelschwaden versperrten teilweise die Sicht auf die Künstler. Ein Spezialeffekt ausgerechnet in dieser Region einzusetzen, auch das ist vermutlich ein kalkulierter Gag... ;-)
Wer steckt wohl namentlich in dem "Kleinkunst-Highlight-Paket"? LaLeLu steht für Sanna Nyman, Tobias Hanf, Jan Melzer und Sören Sieg, so heißen die Vollblutmusiker, die als Comedy-Quartett Menschen zum Lachen bringen. Sören Sieg arrangiert, komponiert und textet. Er ist ein Meister der Improvisation. Dies merkt das Publikum spätestens zum Schluss der Veranstaltung, wenn er nochmals seine Wortgewandtheit musikalisch unter Beweis stellt.
Das spritzig, witzig und auch selbstironisch wirkende Ensemble birgt durch Parodie, Improvisation und Imitation ständig die Gefahr, dass man als Zuhörer unkontrollierbare Geräusche in Form von Glucksen, Gekicher und lautes Lachen oder undefinierbare Laute von sich gibt. Der absolut schonungslose Blick in den allzu „normalen Wahnsinns" des Alltags vereint wohl die perfekt harmonierenden Gesangstimmen. Die dargebotenen Country-, Rap- und Rockklänge überzeugten mich zumindest bis hin zum bekannten Volkslied "Kein Schöner Land" im a cappella Sound à la LaLeLu!
Einfach grandios - 4 Künstler, die es verstehen, ihr Publikum in den Bann zu ziehen. Die ausgeklügelte Choreographie machte die Veranstaltung zu einem Wohlfühlabend. Sehr überzeugend zeigte sich auch Jan Melzer als Saxophon-Virtuose. Wer sich köstlich amüsieren will, sollte sich einen Live-Auftritt nicht entgehen lassen. Es lebe weiterhin die Kleinkunst vom Feinsten in Deutschland!
Ich bin seit gestern Abend ein LaLeLu-Fan!

Corina Wagner

www.lalelu.de

 



Meisterkurs mit Prof. Dietrich Fischer-Dieskau
Von Corina Wagner 05.09.2009, 23.09 Uhr


Werte Leser,
Prof. Dietrich Fischer-Dieskau

 

Wer kennt ihn nicht? Vielleicht viele Jugendliche und Menschen, die sich absolut nicht für klassische Musik begeistern können.
Wer ihn aber kennt, der weiß, dass er zu den bedeutendsten Lied- und Opernsängern des zwanzigsten Jahrhunderts zählt. Viele ältere Klassik Fans kommen ins Schwärmen, wenn Sie nach dem Bariton gefragt werden, der bereits 1925 geboren wurde. Seine Karriere als Sänger beendete er nach 45 Jahren Konzerttätigkeit mit Beginn des Jahres 1993. Doch setzte er sich danach nicht zur Ruhe. Seither arbeitet er als Lehrer, Dirigent, Buchautor und Rezitator.
Seit Jahren begeistert er junge Menschen in Meisterkursen durch seine Präsenz.
Vom 01.- 04. September 2009 bot Dietrich Fischer-Dieskau einen Meisterkurs in Schwarzenberg im Bregenzer Wald/Östereich an, der von jungen Talenten genutzt wurde.
Im Angelika-Kauffmann-Saal, Schwarzenberg konnte man während dieser 4 Tage Herrn Fischer-Dieskau zuhören bzw. zuschauen, wie er mit diesen Musikern arbeitete.
Ein Freund gab mir den Tipp, organisierte mir eine Karte für den letzten Meisterkurstag.
Für 12 Euro Eintrittspreis ein Geheimtipp für alle Klassikbegeisterte, die Pianisten und Sänger erleben möchten, wenn diese mit einem wahrlich großen Meister arbeiten. Die Generalkarte kostet 37 Euro.
Der Saal, der ca. 500 Menschen Platz bietet, war bis auf wenige Plätze zumindest am letzten Tag ausgebucht.
Franz Schubert stand auf dem Programm.
Wer nun gegen 10.30 Uhr erwartet hätte, dass ein alter „Tatterkreis" den Saal betreten würde, der irrte sich gewaltig. Ein gutgelaunter älterer Herr begrüßte die Anwesenden und setzte sich auf einen Stuhl, der auf der Bühne stand. Dann kamen die ersten Meisterschüler auf die Bühne.

Benjamin Appl, Bariton und Marcelo Amaral, Klavier.
Beide nahmen sich der Liebesbotschaft an, doch wer waren die beiden Musiker?
Benjamin Appl erhielt 2002 den Sonderpreis des bayerischen Rundfunks „für die hervorragende Interpretation eines Werkes des 20. Jahrhunderts". Unter anderem arbeitete er zusammen mit dem Bach Collegium Zürich oder z.B. dem „Ensemble aperto" der internationalen Haller Bach Tage. Einige weitere Erfahrungen auf Bühnen konnte man laut einer Beschreibung zur Person nachlesen. Er besuchte bereits Meisterkurse u.a. bei Brigitte Fassbaender, Peter Schreier und Rudolf Jansen. Im Moment ist er Student bei Edith Wiens an der Hochschule für Musik und Theater München und an der Bayerischen Theaterakademie. Seit 2007 ist er Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und seit 2008 in der Yehudi-Menuhim-Stiftung „Live Music Now".
Ein sympathisch wirkender junger Mann und wie wird er wohl singen?, so dachte ich.
Da saß ja noch ein junger Pianist am Flügel, dem schenkte ich vor Beginn des Liedes auch Beachtung.
Marcelo Amaral studierte zunächst in seinem Heimatland Brasilien. Seine weitere Ausbildung erhielt er zum Beispiel auch am renommierten „Clevland Institute of Music". Zum seinen Lehrern zählen Daisy de Luca, Alexander Korsantia, Anne Epperson und Olga Radosavljevich. 2003 begann er an der Hochschule für Musik und Theater München in der Liedklasse von Helmut Deutsch. Seit 2004 unterrichtet er Instrumental- und Vokalkorrepetition an den Musikhochschulen in Augsburg und München. Seine Erfolge können sich sehen lassen, denn er ist Preisträger des „William-Kurzban-Award for Exellence", des Begleiterpreises beim „La Voce BR Musikzauber Liedwettbewerb" 2007 und des Pianistenpreises beim Internationalen Robert-Schumann-Liedwettbewerb 2008 in Zwickau.
Wie war dass nun mit dieser Liebesbotschaft(D 957/1) von Schubert?
Schubert konnte man fühlen, hören und auch erleben wie ein junger Mann hoch motiviert anfing zu singen und sofort unterbrochen wurde. Denn da saß ja schließlich der berühmte Opernsänger auf der Bühne und korrigierte lautstark.
"Rauschendes Bächlein, so silbern und hell,
Eilst zur Geliebten
So munter und schnell...."
Ja und soll schnell kam der junge Sänger nicht zum „ach, trautes Bächlein", denn er wurde gleich zu Anfang unterbrochen.
Dieskau hörte alles, störte Pianisten und Sänger immer wieder aufs Neue und gab Impulse zur neuen Gestaltungsmöglichkeit. Ob nun Pianist oder der zum Knutschen (Mutterinstinkt) lächelnde Appl fingen wieder von vorne an. Dann hier mal eine Unterbrechung wegen der Aussprache und dort mal ein Tipp, um die Begleitung noch besser zu gestalten. Beide Meisterschüler wurden immer wieder unterbrochen und setzten immer wieder mit einem strahlenden Lächeln vor Neuem an, wenn Fischer-Dieskau sie unterbrach und doch konnte man die Liebesbotschaft erahnen und das Talent, das in beiden Künstlern steckt, sofort beim ersten Ton erkennen. Fischer-Dieskau zog die Zuhörer schon nach den ersten Minuten seiner Kritik in seinen Bann.
Endlich geschafft, dachten wohl beide Schüler, als der Meister bestätigte, dass die Minuten der Erarbeitung von Verbesserungsvorschlägen vor Publikum zu Ende waren. Mit Beifall belohnten die Zuhörer nicht nur das Lächeln der jungen Männer.
Maraike Schröter und Yvonne Gesler durften ihr Können unter Beweis stellen, so kamen beide jungen Frauen auf die Bühne und versprühten sofort Begeisterung. Selbstbewusst wirkte Maraike Schröter, die nach dem Abitur im Jahr 2001 vier Semester im Fachbereich Musikwissenschaften an Freien Uni Berlin studierte. Gesang/Musiktheater studierte sie ab 2004 an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler" in Berlin bei Brenda Mitchell und war in der Liedklasse von Wolfram Rieger. Seit Dezember ist sie nun in der Opernklasse von Julia Varady, der vierten Ehefrau von Fischer-Dieskau. Sie war Stipendiatin der Bachakademie Stuttgart, der Studienstiftung des Deutschen Volkes und des Richard-Wagner Verbandes Berlin Brandenburg. In der vergangen Saison sang sie z.B. die Fraquita in Bizets Carmen.
Sie belegte Meisterkurse bei Wolfgang Katschner, Andreas Homoki und Dietrich Fischer-Dieskau.
Die Pianistin Yvonne Gesler studierte bei Peter Held und Thomas Günther bevor sie ihre Klavier- und Kammermusikstudium bei Georg Friedrich Schenck an der Robert-Schumann-Hochschule aufnahm und 2007 mit Auszeichnung abschloss. Auch Sie arbeitet wie Schröter mit Wolfram Rieger zusammen, da sie seit 2008 ein Aufbaustudium im Fach Liedgestaltung an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler" in Berlin absolviert. Dort begleitet sie die Opernklasse von Julia Varady. An der Universität der Künste in Berlin hat sie seit 2009 einen Lehrauftrag für Gesangsbegleitung. Sie ist Stipendiatin der Hochbegabtenförderung der Friedrich-Naumann-Stiftung und in der in der Yehudi-Benuhin-Organisation „ Live music now" Berlin. Sie konzertierte u.a. beim Schleswig-Holstein-Musikfestival.
Fischer-Dieskau unterbrach auch frühzeitig beide Musikerinnen. Wenn man nicht gewusst hätte, das Gesler eine Stipendiatin der Hochbegabtenförderung ist, so konnte man Ihr Talent sofort mit dem ersten Anschlag hören. Sie hat meisterlich gespielt und jede Forderung, die Dieskau stellte, brillant umgesetzt, sofort herausgearbeitet. Doch welches Stück spielte sie von Schubert und was sang Schröter?
Die junge Nonne (D828), wohl ein dramatisches Stück und doch mit Gänsehautcharakter, wenn es perfekt gesungen wird. Fischer Dieskau kritisierte Aussprache, brachte Schröter in Verlegenheit, die keck lächelte und souverän sang. Er kritisierte, dass sie einige Töne zu tief sang, sie gab sich Mühe, die Technik zu verbessern und als Nonne zu glänzen. Mehrmals hörte man nicht nur den Anfang des Stücks: „Wie braust durch die Wipfel der heulende Sturm!"
Die Glocken, die Fischer Dieskau im Stück forderte, diese deutlich beim Spielen zu hören, setzte Gesler souverän um. „Horch, friedlich ertönet das Glöcklein vom Turm!" sang Schröter und man konnte das Glöcklein, dank Gesler tatsächlich hören.
Ob Beide aufgrund der Tatsache, dass Sie mit seiner Frau zusammenarbeiten, Vorteile hatten, lasse ich im Raum verklingen. Das Alleluja am Schluss verklang im Konzertsaal und das Publikum war absolut begeistert.
Ohne eine Pause ging es weiter und Fischer-Dieskau wirkte hellwach, als David Steffens, Bass und Adrian Suciu, Klavier die Bühne betraten.
Nach den ersten Tönen von Erster Verlust (D226) musste auch Steffens und Suciu erkennen, dass der Meister Verbesserungsvorschläge parat hatte. Kein geringerer als Goethe schrieb den Text:
„.....
Ach, wer bringt die schönen Tage,
Jene Tage der ersten Liebe,
Ach, wer bringt nur eine Stunde
Jener holden Zeit zurück?
Einsam nähr' ich meine Wunde,
Und mit stets erneuter Klage
Traur' ich ums verlorne Glück,
Ach, wer bringt die schönen Tage,
Jene holde Zeit zurück!..."
Ein kurzer Text, der aber wunderschön in Szene gesetzt werden kann, wenn man förmlich spürt, wenn es heißt: „Einsam nähr" ich meine Wunde...."
Fischer-Dieskau forderte unter anderem, dass man die Wunde spüren sollte, wenn er diese Zeile singt. Der ein oder andere Musikbegeisterte, der im Saal saß, spürte sie tatsächlich und auch Steffens bekam nachdem die Probe zu Ende war, dementsprechend einen lobenden Applaus. Suciu musste sich hinter den anderen Pianisten, die zuvor auftraten, nicht verstecken und setzte die Vorschläge, die Fischer-Dieskau anregte mit Bravur in die Tat um.
David Steffens war von 2002 - 2005 außerordentlicher als Student am Mozarteum Salzburg und seit 2005 als ordentlicher Student im Bakkalaureatsstudium Gesang am Mozarteum Salzburg bei Horian Branisteanu. Er besuchte Meisterkurse bei Peter Berne, Julie Kaufmann und Rudolf Piernay. Seit 2006 ist er Stipendiat in der Musikförderung der Bischöflichen Studienstiftung Cusanuswerk in Bonn. Er singt nicht nur als Solist der Salzburger Dommusik, sondern gab auch Liederabende im Rahmen der „Schwerter Sommerkonzerte 2008".
Dieses sang er u. a. den Bartolo in Le nozze di Figaro bei einer Deutschlandtournee mit dem Institut für Mozartinterpretation des Mozarteums.
Andrian Suciu wurde in Rumänien geboren. Er studierte am Mozarteum Salzburg Klavier bei Karl-Heinz Kämmerling, Christoph Lieske und Cordelia Höfer-Teusch und absolvierte sein Diplom mit Auszeichnung. Er machte die Meisterklasse bei Lazar Berman an der Accademia Musicale di Firenze und 2006 die Ausbildung als Operkapellmeister bei Klaus von Wildemann an der Bayerischen Staatsoper. Außerdem ist er mehrfacher Preisträger nationaler und internationaler Klavierwettbewerbe, z.B. „Jeunesses Musicales". 2007 gewann der auch den „Begleiterpreis für Pianisten" des Internationalen Gesangwettbewerbs Passau. 2008 war er Dirigent der Jugendproduktion Die Feuerrote Friederike von Elisabeth Naske.
„Ach, wer bringt die schönen Tage..." diese Worte aus Goethes Text, die zuvor Steffens sang, dachte wohl Mignon Kim, Sopran als Sie mit Yvonne Gesler, Klavier die Bühne betrat.
Wie die junge Sängerin, die Tage zuvor sang, dazu konnten wohl nur die Zuhörer, die eine Generalkarte hatten, bestätigen. Sie war ein Wagnis eingegangen, was sich nach kürzester Zeit als musikalischer Flop heraus kristallisierte. Sie musste unerwartet schnell die Bühne mit Yvonn Gesler verlassen.Schön, dass wenigstens Yvonne Gesler zuvor schon beweisen konnte, wie grandios sie spielen kann.
Der Zwerg (D771) dieses Stück von Franz Schubert wird normaler Weise von einem Mann gesungen. Doch wird es in Erzählform interpretiert, also kann es theoretisch auch eine Frau singen. Bevor Mignon Kim mit dem Liedbeitrag begann, erzählte Fischer-Dieskau dem Publikum, dass er diesen Versuch für ein Wagnis halte. Warum sollte es nicht funktionieren? Und ließ die junge Koreanerin beginnen. Er unterbrach Sie zunächst wie alle anderen Meisterschüler direkt nach den ersten Tönen. Doch ließ er sie dieses Musikstück nicht bis zum Schluss interpretieren. Mignon Kim musste recht schnell die Konzertbühne verlassen, denn Prof. Fischer-Dieskau brach die Zusammenarbeit ab. Er sagte, dass Sie als Sopranistin nicht die „Tiefe" hätte, um das Gesangsstück an bestimmten Stellen zu singen. Mignon Kim wurde im Vorfeld also schlecht beraten, als sie dieses Musikstück auswählte. An den anderen Tagen sang sie z.B. Gretchen am Spinnrade (D118), Im Abendrot (D799) und Die Sterne (D176)
Mignon Kim wurde in Koreara geboren. Von 1999 - 2004 studierte sie bei Hans Choi an der Korea National University of Arts in Seoul und 2000 bei Piero Capuccilli und Renata Bruson an der Idamante Akademie in Italien. Seit 2004 studiert sie Gesang bei Norma Sharp und ist in der Opernklasse von Julia Varady und seit 2008 in der Liedklasse von Wolfram Rieger an der Hochschule für Musik Hanns-Eisler Berlin. Sie wurde in Korea mit dem 1. Preis des Ministers für Kultur und mit dem 1. Preis des Gosin Wettbewerb ausgezeichnet. 2007 und 2008 war sie Stipendiatin der Kulturabteilung der Koreanischen Regierung. Darüber hinaus trat sie u.a. als Lauretta in Gianni Schicchi im Konzerthaus Berlin, als Pamina in Die Zauberflöte am Theater Frankfurt/Oder und am Brandenburger Theater und als Belinda in Dido und Aeneas im Tempodrom Berlin auf.
Mignon Kim singt also auch bei der Ehefrau von Fischer-Dieskau in der Opernklasse und kein geringerer als Fischer-Dieskau sang auch schon den Zwerg von Schubert.
Warum, weshalb und weswegen nun dieses Lied gewählt wurde, warum der Meister, diese Interpretation erlaubte, um dann zu sagen, bitte aufhören, es hat keinen Zweck mit dem Zwergenlied, bleibt etwas unverständlich. Demzufolge ging eine junge talentierte Sängerin viel zu früh von der Bühne und bekam trotz alledem einen Trostapplaus. Ein Raunen ging durch den Saal. Vermutlich schwirrten noch im Kopfe diese Zeilen aus dem Lied: „ Er spricht: Du selbst bist schuld an diesem Liede..."
Doch der Meister war in diesem Falle ein Riese und so kamen die letzten beiden Meisterschüler auf die Bühne.
Daniel Kluge, Tenor und Ai Aoki, Klavier zeigten Selbstbewusstsein und Daniel Kluge wirkte wie ein Schelm und doch gleichzeitig sehr souverän. Er verzauberte sofort das Publikum mit seiner Art.
Daniele Kluge wurde in Buenos Aires geboren und kam mit 5 Jahren nach Deutschland. Er erhielt Gesangsunterricht bei Hans-Jörg Kalmbach und Johannes Sorg. Mit 11 Jahren trat er als 3. Knabe in Mozarts Oper Die Zauberflöte in Berlin, Stuttgart, Mannheim und Baden-Baden auf. 2003 erhielt er den 1. Preis beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert". 2001 sang er eine der Hauptrollen in Gershwins Oper Porgy and Bess. Seit 2004 studiert er an der Hochschule für Musik Karlsruhe Gesang bei Klaus Dieter Kern. Im Rahmen der Karlsruher Opernschule sammelt er weiter Bühnenerfahrung. Er besuchte Meisterkurse bei Brigitta Seidler-Winkler, Julia Varady und Dietrich Fischer-Dieskau.
Ai Aoki wurde in Japan geboren und studiert von 1998 - 2002 an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Tokyo im Hauptfach Komposition. Von 2002 bis 2005 belegte sie an derselben Universität das Hauptfach Solfége. Nach dem Studium wechselte sie zum Nikikai Oper Studio und an die Kammeroper in Tokyo. Seit 2006 lebt sie in Karlsruhe und studiert dort an der Staatlichen Hochschule für Musik bei Mitsuko Shirai und Hartmut Höll und beendete dort 2008 ihr Zusatzstudium im Fach Liedgestaltung. Seit 2008 macht sie dort das Solistenexamen im selben Fach. Ai Akoi ist seit 2008 Stipendiatin des Kulturministeriums in Japan.
Daniel Kluge sang Prometheus (D674) und wurde natürlich auch von Fischer-Dieskau mit Tipps konfrontiert und er setzte diese Ratschläge auch willig um. Er hat ein unglaubliches Stimmvolumen, das er in diesem Stück mit Überzeugung darbrachte. Ai Aoki hatte etwas Schwierigkeiten einige Passagen im Sinne von Fischer-Dieskau direkt umzusetzen, doch letztendlich gelang es ihr, nach der Kritik des Meisters, dieses Klangerlebnis auch.
Viele Zuhörer schmunzelten, wenn der Meister folgende Sätze bildete: "Wenn man dieses Lied Prometheus hört, kann man erahnen, dass Schubert eine tolle Oper komponiert hätte, wenn er ein gescheitetes Textbuch bekommen hätte."
Vermutlich lag es aber auch an der grandiosen Interpretation des jungen Tenors.
„Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet."
Alle Schüler haben bewiesen, dass sie Talent haben und Sie werden bestimmt ihren musikalischen Erfolgsweg gehen, davon bin ich überzeugt.
Fazit: Prof. Fischer-Dieskau ist ein vorzüglicher Lehrmeister gewesen, der jeden kleinsten Fehler der Schüler registrierte, kritisierte und Tipps gab, ob mit der Aussprache, Mundstellung, Atemtechnik oder auch mit der Auswahl des Liedguts. Seine Schüler strahlten, lächelten ihn demütig an, setzten seine Vorschläge um und bedankten sich brav nach Beendigung des Kurses.
Ich kaufe mir für das nächste Jahr voraussichtlich eine Generalkarte, denn die Meisterkurse finden jedes Jahr in Schwarzenberg statt.
Mein persönlicher Tipp: Schöne Landschaft und begeisterte junge Menschen, die mit Freude musizieren.
06. - 11.09.2010 Meisterkurs Thomas Quasthoff

Mit vielen musikalischen Grüßen
Corina Wagner

Nachtrag zum Meisterkurs, 09.09.09
Viele Faktoren spielen eine musikalische Rolle, ob ein Künstler sein Können abrufen kann und ob eine bestimmte Machtposition ausgeübt wird, die man auf den ersten Blick nicht erkennt. Missverständliche Worte können gegebenenfalls dazu beitragen - Talente ohne Absicht zu diskriminieren.
Ich habe nun einige Tage nach der Veröffentlichung durch eine E-Mail erfahren, dass Herr Fischer-Dieskau die Stücke für den Meisterkurs ausgewählt hat, folglich auch das Lied Der Zwerg.
Jeder Leser kann sich nun selbst ein Urteil bilden, ob Fischer-Dieskau bei der Auswahl der Schubert-Lieder für die einzelnen Meisterschüler meisterhaft handelte.
Warum wählte er das Stück für diese junge Sängerin aus? Da es doch ein Wagnis war.....
Diese Fragen werden wohl so schnell nicht verklingen und ich würde sie in Moll vortragen......
Ich wünsche Mignon Kim für die Zukunft Lieder und Arien, die ihrer Stimmlage liegen.
Talent und Ausstrahlung hat sie, darüber muss nicht diskutiert werden!

Mit musikalischen Grüßen

Corina Wagner

 

Im Internet zum Artikel gefunden

http://de.groups.yahoo.com/group/Fischer-Dieskau_Forum/message/5038
http://de.groups.yahoo.com/group/Fischer-Dieskau_Forum/message/5039
Betrifft: Blog in der ZEIT ONLINE

Liebe Monika, lieber Leser-
ich habe mit großem Interesse und sichtlichem Vergnügen den plastischen Bericht
über den Meisterkurs gelesen und bin sehr versöhnt mit der Tatsache, dass ich
leider nicht vor Ort sein konnte. Schöner als in dem Artikel kann man es nicht
wiedergeben. Vielen herzlichen Dank der Autorin und ihnen, liebe Monika, dass
sie so rührig und schnell berichten.
Ich habe etwas zu erfragen:
D. Ochoa war gestern zu Besuch und brachte neben seiner wunderbaren Stimme eine
CD mit , welche er auf Umwegen in Schwarzenberg bekommen konnte- es ist ein LA
mit DFD und Bernstein aus dem Lincolncenter ( 11/ 68 ) mit Mahlerliedern. Ich
glaube , es hat im Handel davon keine Aufnahme gegeben. Haben wir diese Aufnahme
im Forum schon diskutiert oder war sie Gegenstand der RFS ( Rudolf ) ?
Alles Gute und die allerherzlichsten Grüße von Manfred

P.S. Ich will FIDIs Feststellung über den "letzten MK" noch nicht
verinnerlichen...

 


 

Der Richard-Wagner-Kult zur Zeit des Nationalsozialismus
Von Corina Wagner 23.06.2009, 09.26 Uhr


 

Werte Userinnen und User,

dieser Beitrag ist etwas länger. Wenn Sie wirklich an diesem Thema interessiert sind, werden Sie nicht nur die ersten Zeilen lesen. Ansonsten empfehle ich Ihnen einen anderen Thread zu wählen.
Der Richard Wagner-Kult zur Zeit des Nationalsozialismus
so lautete ein Vortrag in Vöhringen, einer bayerischen Kleinstadt.
Ein schwieriges Thema hatte sich Referent Damm ausgesucht, der zuvor über Händel und Bach bzw. auch Mozart referierte. Schwierig deswegen, weil er sich sehr intensiv auf diesen Komponisten vorbereiten musste, der immer wieder und zu Recht mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht wird. Zunächst weise ich auf die bereitgestellten Daten von Herrn Damm hin, um allen Usern und Userinnen die Möglichkeit zu geben, Wagners Biographie in Kurzform nachzulesen. Nicht jeder wird wohl den Lebenslauf Wagners kennen und wenn man die Verkehrsanbindungen zu jener Zeit bedenkt, war er nicht nur auf der Flucht, sondern oft unterwegs.

 

Richard Wagners Biographie
Er wurde am 22.Mai 1813 in Leipzig geboren.
1832 bis 1842 war er Musikdirektor in Würzburg, Magdeburg, Königsberg und Riga.
Wegen Schulden flüchtete er über die Nordsee (Inspiration zu „Der fliegende Holländer") nach London und Paris.
Ab 1842 hatte er die ersten Opernerfolge mit „Rienzi", „Der fliegende Holländer", „Tannhäuser", die in Dresden uraufgeführt wurden.
Im Mai 1848 wird Wagner in den Aufstand gegen den sächsischen König verwickelt und flieht in die Nähe von Zürich (1849-1858). Ehe mit Minna Planer scheitert und er hat ein Liebesverhältnis mit der verheirateten Mathilde Wesendonck. Diese Liebe inspiriert Wagner zu „Tristan und Isolde", muss aber wegen Wesendonck Zürich verlassen. Aufenthalte in Venedig, Luzern, Paris und Brüssel folgen.
   1864    Zuflucht in München bei Förderer Ludwig II.
   1865    muss Wagner München wegen übertriebenen Geldforderungen und dem Verhältnis mit Cosima von Bülow, der Frau des Dirigenten Hans von Bülow und Tochter von Franz Liszt verlassen.
   1870    heiratet Wagner Cosima von Bülow, Übersiedelung in die Schweiz
   1872    Bau des Festspielhauses in Bayreuth
   1876    erste Bayreuther Festspiele
   1882    letzte Aufführung: Parsifal
Am 13 Februar 1883 stirbt Richard Wagner in Venedig.
Obwohl 50 Jahre nach Wagners Tod Hitler seine Musik für den Nationalsozialismus nutzt, muss man bedenken, dass Richard Wagner zu Lebzeiten antisemitische Äußerungen in Schriftform festhielt. Kein Wunder das Wagners Musik in Israel und in anderen Ländern heute noch tabu ist.
Wagners Weltbild war die Sehnsucht nach einem Umsturz und Revolution. Er hatte Visionen, die wohl durch den für den Zeitgeist des 19 Jahrhundert entstanden. Antijüdische Äußerungen gehörten zum guten Ton der damaligen Gesellschaft. In „Das Judentum in der Musik" (1850) entwarf Wagner die Vision einer deutschen Gemeinschaft mit dem Ende der jüdischen Sonderrolle. Die Vision einer neuen Gesellschaft durch den Untergang des Bestehenden bzw. die Vision von der totalen Einheit einer Rasse und eines Volkes brachte er zu Papier.
Nach Wagners Tod stellt der Bayreuther Kreis (Cosima Wagner, Houston Stewart Chamberlain, Winifred Wagner) die Auseinandersetzung gegen die Juden in das Zentrum ihrer Weltanschauung.
Chamberlain: Aus seinem Buch: Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts: „Unter den Germanen sind die deutschen die Begabtesten,... Recht, Herren der Welt zu sein... Gott baue auf die deutschen allein".
Mit Johannes dem Täufer verglich sich Chamberlain , der den lange erwarteten Messias gefunden habe." Dass Deutschland in seiner höchsten Not einen Hitler gebiert, das bezeugt seine Lebendigkeit... Gott schütze Sie!"
Seit seiner Jugendzeit beschäftigte sich Hitler mit Wagner. „Mir sind die Gedankengänge Wagners auf innigste vertraut. Ich kehre auf jeder Stufe meines Lebens zu Ihm zurück".
Hitler führte in den 20er Jahren eine innige Freundschaft mit Winifred Wagner(Schwiegertochter), die wegen ihm bereits 1926 der NSDAP beitrat. Bayreuth wurde Hitlers zweites zuhause.
Nach der Machtergreifung 1933 wurde der Richard-Wagner-Kult sehr deutlich.
Am meisten faszinierten die Gestalten und Motive, die Wagners Musik verkörperte.
  1. Die Gestalt des männlichen Helden und Führers „Rienzi" das liebste Werk von Hitler, waren sich doch Hitler und „Rienzi" fast gleich, in ihrem Wahn ein
Instrument der Vorsehung zu sein und ging es doch um Endsieg oder Katastrophe.
  2. Das Motiv der Volksgemeinschaft „Meistersinger zu Nürnberg" Zitat Josef Göbbels: Es gibt wohl kein Werk, das unserer Zeit und ihren seelischen und geistigen Spannungen so nahe stände wie Richards Wagners „Meistersinger" Die „Meistersinger" unter allen Musikdramen „das deutschest",... „die Inkarnation unseres Deutschtums".
Hitler "Schmied des neuen Deutschlands"
  3. Die Blut-Ideologie und die neue Religion, gezeigt am „Parsifal"
Hitlers Interpretation führte zu einem Ziel: Christus wird Arier, so sein rassistischer Plan.
Eine NS_Elitegruppe „Blut-Orden" nahm sich die Blut-Ideologie als Vorbild und in dieser Gruppe durften nur bestimmte Jungendliche herangebildet werden. Die Blut-Ideologie wurde zugleich zur Schicksalsfrage von über 6 Millionen Juden.
Hitler: Es sei nach dem Krieg „die letzte große Aufgabe unserer Zeit", den Nationalsozialismus zu einer eigenen Religion auszuformen. Das deutsche Christentum der Zukunft.
  4.Die Begeisterung bzw. Faszination Todeskult.
In den Wagner Opern finden die wichtigsten Helden den Tod: Rienzi wird erschlagen und stirbt in den Flammen, Hagen tötet Siegfried, das Holländerschiff versinkt, Tannhäuser stirbt, Lohengrin entschwindet ,Tristan und Isolde sterben. In der „Götterdämmerung" wird Wagners Prophetie vom Untergang des Bestehenden durch grenzenlose Gier und Macht erkennbar. Wer sich mit dem Thema beschäftigt findet auch hier Parallelen für das Ende von 12 Jahren Nationalsozialismus. Hitler ließ zu Beginn des Krieges "Parsifal" Aufführungen verbieten.
Makaber auch der Tod Hitlers. Brünnhilde entzündet den Scheiterhaufen mit Siegfrieds Leichnam in der „Götterdämmerung". Hitler wollte in den letzten Kriegstagen im Bunker unter der Berliner Reichskanzlei neben der "lustigen Witwe" nur noch die "Götterdämmerung" hören.
Nach Hitlers Selbstmord wird die Leiche mit Benzin übergossen. „Droben am Himmel brennt nun auch Wallhall, der Götter Burg" Wagner der „Prophet" und Hitler der „Vollstrecker"?
Der Referent fügte während des Vortrags auch Klangbeispiele ein z.B. aus "Rienzi" oder z.B. den Walkürenritt, der immer dann für das Volk eingespielt wurde, wenn eine Luftschlacht gewonnen wurde.
Ob man sich die Luftschlacht beim Hören der Musik vorstellen kann, bleibt ein persönliches Empfinden. Für ältere Zuhörer vielleicht dramatischer, doch reicht auch schon die Vorstellungskraft aus.
Bei der Lieblingsoper von Hitler „Rienzi" bekam ich beim Klangbeispiel Gänsehaut. Doch eher deswegen, weil es an Hitlers grausame Taten erinnert und einem vielleicht die Musik gefallen könnte. Wie kann einem der persönliche Geschmack eines Massenmörders gefallen, zumal der Komponist aus meiner Sicht auch ein Rassist war! Musikwissenschaftler sind sich einig, dass Parsifal eine rassistische Ideologie transferiert und auch so von Richard Wagner gewollt war. Die Frage, ob einem diese Musik gefallen darf, wird wohl ein großes Diskussionsthema nicht nur in Deutschland bleiben!
Zeit ist ein kostbares Gut. Vielen Dank, dass Sie sich diese zum Lesen genommen haben.


Mit freundlichen Grüßen

Corina Wagner


 

 

Mut zum Trauern...
Von Corina Wagner 03.01.2010, 00.02 Uhr


Das Boot des Lebens

Manchmal versinkt das Boot des Lebens
viel zu früh im See des Todes.
Keiner konnte es reparieren.
Andere haben das Leck nicht bemerkt.
Das Ruder der Gemeinsamkeiten konnte
nicht mehr herumgerissen werden,
um das Sinken aufzuhalten...
So sitzt man verzweifelt
eine Zeit lang am Ufer der Trauer
und starrt wie gebannt ins Wasser des Glücks.
Gedankenversunken träumt man von fröhlichen
Bootsfahrten und irgendwann kann man auch
wieder mit anderen im Wasser planschen,
denn das versunkene Boot ist immer in der Nähe.

(Corina Wagner, 25. 12.2009)

Mut zum Trauern...
Ich bin traurig.
Eine Freundin verstarb am 25. Dezember. Sie war krank, doch keiner ahnte wie sehr.
Nun ist sie tot. Nach der Familienfeier am Heiligen Abend war sie nur „sehr müde", legte sich ins Bett und erwachte nicht mehr. Eigentlich ein schöner Tod, so denken viele...
Vor Weihnachten verabschiedeten wir uns nach einer Weihnachtsfeier. Es gab Abschiedsküsschen und sie lächelte mich an. Sie hatte ein bezauberndes Lächeln und ich sehe sie immer noch vor mir, wenn ich die Augen schließe. Doch wenn ich die Augen wieder öffne, weiß ich dass ich in Zukunft auf ihr bezauberndes Lächeln und ihre Herzlichkeit verzichten muss, die sie mir zuteil werden ließ.
Es hat mich einen Tag vor Silvester sehr große Überwindung gekostet. Andere waren vermutlich zu diesem Zeitpunkt mit den Vorbereitungen von Silvesterfeiern beschäftigt.
Welche Überwindung? Ich sang auf der Beerdigung in einer Aussegnungshalle. Sie werden nun denken, na und! Der Chor sang für meine Freundin auch. Ehrensache, wenn man bei Lebzeiten Mitglied war. Nur wird das Singen an solch einem Tag zur großen Bürde. In der Aussegnungshalle gab es weder eine Orgel, ein Klavier oder ein Keyboard.
Nach einer bewegenden Trauerrede sang ich solistisch und ich hätte nie zuvor gedacht, dass ich mit vollem Stimmvolumen hätte singen können. Ich stand vor dem Sarg, hielt die Noten nur als Seelenbeistand in den Händen und schloss die Augen. Ich sang in diesem Moment der Trauerfeier nur für meine verstorbene Freundin. Ich sah ihr bezauberndes Lächeln und spürte ein letztes Mal ihre herzliche Umarmung. Es war sehr still als ich mit dem Stück Rinaldo von Händel begann. Ich sang dieses Lied auf italienisch und die Stille wurde hier und da von einem Schluchzen unterbrochen. Warum schreibe ich dies alles? Ich habe festgestellt, dass man manchmal an seine Grenzen stößt, diese aber auch überschreiten kann.
Obwohl ich sonst bei jedem Auftritt unter Lampenfieber leide, versetzte mich die Trauer in eine Art Trance. Ich vergaß ringsherum die vielen Menschen, die zum Abschied gekommen waren und sang nur für meine verstorbene Freundin.
Über Weihnachten und zum Jahresende sind in Deutschland Menschen durch Brände, Gasunfälle, Verkehrsunfälle, Suizid oder durch Erkrankungen verstorben.
Trauer, so konnte ich auf der Homepage eines Arztes lesen, ist heute nicht mehr zeitgemäß.
Der aktive, dynamische, ja erfolgsorientierte Mensch von heute kann mit der Trauer nichts mehr anfangen. Er verdrängt sie lieber, was zu schwerwiegenden Folgen führen kann. Kein Mensch bleibt in seinem Leben von Schicksalsschlägen verschont. Trauer ist eine natürliche und sinnvolle Reaktion des Körpers. Wer diese unterdrückt, muss unter bestimmten Umständen mit langwierigen seelischen, psychosozialen und sogar mit psychosomatischen Störungen rechnen. Wer alleine ist und trauert, kann bei Bedarf auch die Telefonseelsorge in Anspruch nehmen. Die Telefonseelsorge ist deutschlandweit täglich 24 Stunden erreichbar unter 0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222, kostenfrei und anonym.

Corina Wagner

 

 

 


Ich singe solange, bis ich zur Quintenschaukel mutiere und dann schreibe ich über ganz neue Töne ...